„Du sagst, dass du vom Leben mehr verlangst.
Du lachst:
Du hast keine Angst“ (FURT – Keine Angst)

 

Hallo meine lieben Freunde,

es ist schon wieder eine Woche um und es gibt erneut viel zu berichten. Leider muss ich diesen Bericht aber gleich mit einer schlechten Nachricht beginnen. Bei uns geht momentan die Grippe um und davon sind auch viele der Kinder betroffen. Damit sie sich erholen und so schnell wie möglich wieder gesund werden sind sie erst einmal zu Hause geblieben. Wir drücken natürlich die Daumen, dass sie spätestens nächste Woche wieder gesund sind, alleine schon weil wir ja noch so viele tolle Aktivitäten geplant haben und es schade wäre, wenn nur wenige dabei sind.

Ich habe aber auch noch jede Menge gute Nachrichten. Eine davon ist, dass wir wieder viele neue Sachen unternommen haben und wir uns von dem schlechten Wetter nicht die gute Laune vermiesen lassen. Außerdem ist mir in dieser Woche wieder etwas aufgefallen, das trotz der verschiedenen Aktivitäten gleich bleibt (also ähnlich wie das Begrüßungs- und Abschiedsritual). Mr.Vy achtet nämlich immer auf die Haltung der Kinder. Damit meine ich nicht unbedingt, wie man jetzt einen Stift, Pinsel oder eine Schere hält, sondern die Körpersprache im Allgemeinen. Besonders beim Singen erinnert er die Kinder daran aufrecht zu sitzen und den Kopf nicht hängen zu lassen. Ihm ist sehr wichtig, dass die Kinder sich nicht verstecken. Sie sollen Selbstvertrauen haben und das auch zeigen. Mit einem graden Rücken und erhobenen Kopf kann man auch viel besser und lauter singen.

Was an keinem Tag fehlen darf, ist die Musik. Egal ob Rasseln, Trommeln, Singen oder Klatschen. Wir probieren auch neue (englische und vietnamesische) Lieder und Rhythmusübungen aus. Besonders beliebt ist der immer lauter werdende Trommelwirbel. Die weiteren Aktivitäten versuche ich euch wieder schön geordnet vorzustellen. Viel Spaß beim Lesen und vielleicht auch beim selbst ausprobieren.

  1. Salzteig

Einen Salzteig selbst zu machen ist sehr einfach. Das Verhältnis von Mehl und Salz ist immer 1:2, d.h. pro Einheit Salz braucht man zwei Einheiten Mehl. Das vermischt man mit ein wenig Wasser, bis sich ein schöner Teig bildet, der sich ohne Probleme von der Schüssel ablöst. Denn kann man dann zu allem Möglichen formen. In der Weihnachtszeit haben wir ja fleißig Plätzchen gebackt und ich fand es da schon ein wenig schade, dass die Kinder im Heim sie zwar probiert, aber nicht selbst gebackt haben. Das haben wir dann mit dem Salzteig nachgeholt. Ich habe also das Nudelholz und die Formen (Herz, Kreis, Blume, Stern…) und den Teig mitgebracht und dann wurde losgelegt. Ngân, Loan und Nam waren ganz begeistert bei der Sache. Sie rollten den Teig aus und Namen dann die Formen, um diese dann aus dem Teig auszustechen. Das hat wunderbar funktioniert. Man musste nur beim Ausrollen ein wenig nachhelfen, da sie doch anfangs ein wenig zu zaghaft waren. Das Schöne am Salzteig ist auch, dass er ganz gut riecht und Ngân schnupperte dann immer wieder daran. Mit einem Strohhalm haben wir dann kleine Löcher rein gepikt, damit man die Formen auch schön aufhängen kann. Bevor man sie aufhängt müssen sie jedoch trockenen und insbesondere bemalt werden, ansonsten sind sie ja nur halb so schön. Das Trocknen ist in Vietnam eher schwierig, wegen der hohen Luftfeuchtigkeit, also kamen sie (bei 150° für 45 Minuten) in dem Backofen. Komischerweise sind sie ein wenig aufgegangen, wodurch sie etwas brüchiger wurden. (Wer weiß, wo der Fehler lag, darf das gerne in den Kommentaren hinterlassen!) Das war aber nicht weiter schlimm und wir machten uns dann ans Bemalen. Diesmal waren nicht nur Loan, Ngân und Nam dabei, sondern auch Hu’o’ng. Während wir zusammen saßen und die Formen bepinselten hörten wir plötzlich von draußen Musik. Nam machte dann die Musik nach und brachte damit die anderen ziemlich zum Kichern. Ngân viel sogar fast von der Bank. Ich verstand zwar nicht, was er dazu sagte, freute mich aber sehr über die ausgelassene Stimmung. Wir haben so viele Formen ausgestochen, dass wir sogar am nächsten Morgen mit Ngân noch ein paar bemalen konnten. Diesmal hörten wir selbst Musik. Sie ist dann ganz entspannt, singt leise mit oder klopft mit dem Fuß im Takt mit. Mr.Vy brachte dann einen Lack mit, mit dem die Formen (von ihm selbst) besprüht wurden. Jetzt müssen wir sie nur noch im Raum aufhängen. Das sieht sicher klasse aus. Ihr bekommt dann auch Bilder zu sehen – versprochen!

  1. Spritzbild

Leider waren ja nicht nur die Kinder krank, sondern auch Ha. Bei ihr war das jedoch etwas Schwerwiegenderes als eine einfache Grippe und sie musste auch ins Krankenhaus. Ich habe mir dann überlegt, dass es sicher ihrer Genesung sehr hilft, wenn sie ein kleines Gute-Besserungs-Geschenk von den Kindern bekommt. Ich erinnerte mich dann daran, dass ich selbst in meiner Kindheit im Kunstunterricht gerne Spritzbilder gemacht habe. Dafür braucht man auch nur einen Sieb, eine Zahnbürste und Wasserfarben. Mr.Vy musste Ngân nur ab und zu dabei helfen, die Zahnbürste fest genug über den Sieb fahren zu lassen. Manchmal ist sie doch eben noch ein wenig zaghaft, aber sie lernt sehr schnell sich selbst mehr zuzutrauen und doch dann eben z.B. fester aufzudrücken. Auf der einen Seite ist es mal was Anderes mit einer Zahnbürste und nicht mit einem Pinsel zu malen und es gibt euch ein Geräusch, wenn man dann mit der Zahnbürste über den Sieb fährt. Ngân gefiel das Geräusch und Ha gefiel das Geschenk. Besser geht es nicht.

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  1. Vorbereitung

Mir ist es auch wichtig, die Kinder nicht nur in eine schon fertig entwickelte Aktivitäten vorgesetzt bekommen, sie sollen auch an den Vorbereitungen teil haben. Nicht nur weil es dann für mich weniger Arbeit ist, sondern vor allem damit sie selbst wissen wie es geht und es auch mal machen können wenn ich nicht mehr da bin (das dauert ja nicht mehr lange). Also duften mir Ngân, Loan, Nam und Hu’o’ng dabei helfen ein Fühlbild und eine Art Windspiel vorzubereiten. Die Idee zu dem Fühlbild hatte ich durch Maya. Sie selbst hat so ein Bild schon mal gemacht und dieses Exemplar hängt bei ihnen zu Hause in der Küche. Loan, Nam und Ngân halfen dann dabei aus Pappe verschiedene Formen auszuschneiden. Loan sieht ja noch ein wenig und bei ihr machte ich mir gar keine Sorgen, dass sie sich evtl. schneiden könnte. Mr.Vy zeigte Nam wie er am besten die Schere hält und auch er konnte dann jede Menge Formen ausschneiden. Ngân brauchte ein wenig länger für die einzelnen Formen, aber auch sie hatte dann einen kleinen Stapel mit Rechtecken, Quadraten, Kreisen und Dreiecken vor sich liegen. Geschnitten hat sich Gott sei Dank keiner. Dann steht dem Fühlbild nichts mehr im Wege.

Das Windspiel ist im Grunde kein richtiges Windspiel, es ist nur eine CD, mit der dann die Salzteigformen aufgehängt werden. Allerdings wäre es viel zu langweilig einfach nur eine simple CD aufzuhängen, also durften Loan und Hu’o’ng diese bemalen. Erstere brauchte gar keine Hilfe, also setzte ich mich zu Hu’o’ng. Mit ihr übte ich dann Herzen, Spiralen und Blumen zu malen. Sie schaute mich dann immer fragend an, so als würde sie mich wissen wollen: „Ist das so richtig?“ und jedes Mal, wenn ich begeistert nicke freut sie sich und malt gleich weiter. Neben ihr könnte ich stundenlang sitzen und mit ihr zusammen Malen. Bei ihr muss ich aufpassen, dass ich sie nicht – ganz ausversehen – nach Kambodscha und dann nach Deutschland mitnehme. Naja, wahrscheinlich wird daraus nichts, was aber nicht weiter schlimm ist, denn hier ist sie sehr gut aufgehoben. Als ich mit den Volontären mal unterwegs war traf ich zufälligerweise auf Hu’o’ng und ihre Mutter. Ihre Mutter ist sehr freundlich und kümmert sich rührend um ihre Tochter und dann sind ja noch die anderen Kinder im Heim, die würde Hu’o’ng dann sicher genauso sehr wie ich vermisse.