„Laaa-laaa-laaaaaa
Laaa-laaa-laaaaaa
Laaa-laaa-laaaaaa“ (FURT – Mein Lied)

 

Hallo meine lieben Freunde,

ihr fragt euch sicherlich schon wie es euren kleinen Schützlingen im Heim ergeht. Ich komme leider erst jetzt wieder zum schreiben, weil einfach so viel passiert. Die Kinder sind noch fröhlicher, aufgeweckter und aktiver als zuvor und ich habe alle Hände voll zu tun. Zum Glück bin ich ja nicht alleine, die Volontäre so wie auch Mr.Vy leisten ganze Arbeit. Ohne die würde hier nicht viel passieren und ich bin so froh sie an meiner Seite zu haben. Das klingt jetzt so, als würden sie mich unterstützen, aber eigentlich ist es andersherum. Mr.Vy und die Volontäre unternehmen so viel mit den Kids und lassen sich immer neue Ideen einfallen, da bin ich sehr froh, dass ich nicht hilflos im Raum stehe. Es sind so viele Ideen, dass jeder Tag ein wenig anders ist und die Kinder jeden Tag was Neues erleben. Das einzige was immer gleich bleibt ist das Begrüßungs- bzw. das Verabschiedungsritual. Am Anfang halten wir uns immer an den Händen, laufen im Kreis und singen dabei „Hello teacher“ (beim Abschied dann natürlich „Goodbye teacher“), was dann auch später mit Klatschen unterstützt wird. Dann darf auch jedes Kind einmal mit dem Text alleine anfangen, d.h. Mr. Vy wählt ein Kind aus, das fängt an „Hello teacher“ zu singen und damit die anderen wissen, wann sie mit einstimmen sollen ruft das Kind dann ganz laut „Hai ba“. Das Lustige dabei ist, dass Mr. Vy nur die erste Strophe richtig kennt und die zweite dann einfach mit einem lauten „la la la“ ersetzt. Das ist eben seine ganz individuelle Version von „Hello teacher“.

Hier mal die Aktionen, die die Kinder in der letzten Woche (WocheE nicht WocheN) erlebt haben.

  1. Rhythmusübungen

Angefangen haben wir damit, dass wir uns im Kreis hingesetzt haben und ich habe mit Mr.Vy einen einfachen Rhythmus vorgeklatscht. Den durften dann die Kinder der Reihe nach wiederholen, bis jedes Kind das geschafft hat. Dann wurde die Reihenfolge verändert, dass bedeutet, Mr.Vy hat den Namen des Kindes gesagt und das durfte dann Klatschen. Der letzte Teil der Übung war dann zusammen zu klatschen und dabei immer lauter bzw. leiser zu werden. Es war schön mit anzusehen, wie die Kinder nach und nach den Rhythmus fanden. Hoa, Giang und Tuâ’n Anh taten sich am Anfang noch sehr schwer, aber auch die drei klatschten dann am Ende wunderbar im Takt. Alleine diese kleinen Fortschritte bedeuten viel und werden dann natürlich gebührend gelobt. Mr.Vy streicht den Kindern dann ganz gerne über den Kopf und sagt etwas zu ihnen. Er zeigt dann auch ganz stolz auf das Kind und meint grinsend „very good“ oder „very intelligent“. Er ist sehr stolz auf die Kleinen und da ist er auch nicht der Einzige. An diesem Tag kamen Phu’o’ngs Mutter und ihr Großvater zu Besuch. Die haben sich erst ein Mal die Bilder angesehen und dann auch was wir machten. Sie sahen sehr stolz und froh aus. Phu’o’ng hat sich auch dann richtig ins Zeug gelegt und ganz laut geklatscht. Diese Übung haben wir nicht nur einmal gemacht, sondern an verschiedenen Tagen. Einmal weil die Kinder bei einem Mal sich das nicht so gut merken können, dann muss man es nicht vorbereiten und oft findet sich ein wenig Zeit dafür. Außerdem spielt Mr.Vy sehr gerne Gitarre und Musik an sich gefällt ihm und auch den Kindern sehr. Wir variieren die Übung auch, d.h. manchmal wird geklatscht, manchmal gerasselt und manchmal auch getrommelt, so wird es nie langweilig und die Kinder werden auch genug gefördert.

Außerdem Ich konnte gar nicht fassen, wie gut Giang die Übung hin bekam. Als ich hier mein Praktikum begonnen habe und wir ihm „If you happy“ beibringen wollten, konnte er noch nicht ein Mal richtig in die Hände klatschen und im Rhythmus bleiben erst Recht nicht. Jetzt kann er nicht nur richtig Klatschen, er trommelt auch wunderbar einen Rhythmus nach. Das ist ein großer Fortschritt für ihn und es macht ihm so viel Spaß.

  1. Tröten basteln

Bei dieser Übung habe ich gelernt, dass sich Geduld doch öfter auszahlt. Ich hatte am Tag zuvor eine Packung Strohhalme gekauft und wenn man die dann etwas zu Recht schneidet werden wunderbare Tröten daraus. Beim Schneiden haben wir natürlich geholfen, damit sich keiner verletzt, da muss man immer etwas aufpassen, da einige Kinder (z.B. So’n) oft übereifrig sind und gar nicht warten können mit der neuen Übung anzufangen. Man braucht allerdings ein wenig Übung, um dann einen Ton aus den Strohhalmen raus zubekommen. Ich hatte anfangs erst ein wenig Angst, dass die Übung zu schwierig ist, da selbst Mr.Vy und auch die Lehrerin, die uns an dem Tag begleitete, Probleme hatten. Ich wollte dann schon abbrechen, als So’n ein lautes Tröten hervor brachte. Sein Gesicht hättet ihr sehen müssen! Er war ja schon begeistert, als er mit Ngân auf den Pfeifen ganz schief eine Melodie gepfiffen hat, das Tröten gefiel ihm dann aber noch besser. Gleich stupste er Ngân an und trötete weiter. . Ich konnte beobachten, wie So’n sich heimlich eins der Strohhalme einsteckte und beim zurück gehen leise vor sich hin trötete. Nach So’n schafften es dann auch Mr.Vy, die Lehrerin, Hoa, Phu’o’ng, Giang und auch Ngân. Es hatte also doch geklappt und die Kinder waren dann vom ganzen Tröten ganz aus der Puste. Durch die Länge der Strohhalme kann man dann auch noch die Töne verändern

  1. Malen mit der Riffeltafel

Erst vor kurzen kam eine neue Spende zu uns ins Heim. Es handelte sich um einen großen Koffer voll mit verschiedenen Spielen für blinde Kinder, u.a. auch eine Riffeltafel. Diese Tafel besteht aus einem Holzrahmen in dem ein Pappkartonblatt ist, auf dem eine Art Riffelmuster ist. Wenn man nun ein dünnes Blatt in den Rahmen legt und mit Wachsmalstiften darauf malt, drückt sich das Riffelmuster durch und man kann fühlen, wo man gemalt hat. Glücklicherweise war das nicht die einzige Spende, die wir bekommen haben. Die netten Österreicherinnen, die einige Tage zuvor ja noch bei uns waren, hatten nicht nur schöne Erinnerungen und jede Menge gute Ideen hier hinterlassen, sondern auch viele Malsachen. Wir bekamen die Wachsmalstifte, die Wasserfarben, die Buntstifte und die Filzstifte dann von einer der Lehrerinne und damit kann man echt schon viel anfangen. Zuerst bekamen So’n und Giang jeweils eine Tafel, ein Blatt Papier und einen Wachsmalstift. Die anderen Kinder (Hoa, Phu’o’ng, Lan Anh, Ngân, A‘nh und Tuâ’n Anh) malten schon fleißig drauf los. A’nh habe ich auch schon vorher oft ihm Heim gesehen, aber ich habe noch nicht so viel mit ihr unternommen, da sie zu den älteren gehört und deshalb viel mit der Schule zu tun hat. Ihr macht Malen anscheinend eine Menge Spaß, sie saß nämlich ganz ruhig und entspannt da und sang sogar ein Liedchen vor sich hin. Aber zurück zu den Tafeln, So’n und Giang bekamen die Tafeln. Mr.Vy und ich nahmen dann von jeweils einem der Beiden eine Hand und führten sie über das Blatt. Danach ließen wir sie das Muster ertasten. Sofort haben die Beiden verstanden worum es geht und malten von ganz alleine. Hier zeigte sich dann auch wieder ganz schön wie unterschiedlich die Charaktere von So’n und Giang sind. Giang ist eher der ruhigere, er ließ sich viel Zeit und malte langsam weiter. Er fühlte dann immer wieder mit der anderen Hand nach, was er so gemalt hatte. Mr.Vy musste ihn ab und zu daran erinnern etwas fester mit dem Stift aufzudrücken, da sich ansonsten kein so deutliches Muster ergibt. So’n jedoch machte fast den Stift kaputt. Ihn freute besonders, dass er nicht nur das Gemalte fühlen konnte, sonder auch, dass er beim Malen Geräusche machte. Umso fester man mit einem Stift über die Riffeltafel fährt, umso lauter ist es natürlich auch. Ihr könnt euch dann sicher vorstellen, mit welchem Enthusiasmus er malte. Allerdings wurde auch er dann ruhiger und malte viele Linien auf das Blatt. Leise murmelte er dann leise „mot, hai, ba…“ vor sich hin. Auch Ngân und Ɖông durften die Tafel ausprobieren und auch die Beiden freuten sich sehr. Mir ist in den letzten Wochen (auch schon in der Zeit, als die Österreicherinnen da waren) aufgefallen, dass sich Ɖông viel mehr in das Geschehen einbringt und er macht große Fortschritte. Er war auch einer der ersten, der bei „Jingle Bells“ den Text mitsingen konnte.