„Ich werd‘ niemals dick und rund
Weil ich mich gut ernähr“ (die ärzte – Ich ess‘ Blumen)

 

Hallo meine lieben Freunde,

also ich habe mir überlegt, dass ich mal etwas über das Essen bzw. die Ernährung in Vietnam generell was schreibe. Nun ja, es sollte jedem bekannt sein, dass man hier mit Stäbchen isst und nicht mit Besteck. Das ist aber meiner Meinung nach wie Fahrradfahren, wenn man einmal gezeigt bekommen hat wie es geht und man es dann kann, verlernt man es nicht. Zudem gibt es nicht wirklich eine falsche Art die Stäbchen zu halten, da das ganz nach Region unterschiedlich ist. Die Stäbchenform und –material können ebenfalls variieren. Da auch die Essgewohnheiten und Lebensmittel in den unterschiedlichen Regionen Vietnams unterschiedlich sind, beschränke ich mich in diesem Bericht auf Hai Duong und Umgebung.

Was mit persönlich sehr gut gefällt ist die Art und Weise, wie man isst. Das Essen wird immer automatisch geteilt. Es ist nicht so, dass jeder sein eigenes Essen auf seinem eigenen Teller hat und anfangs die anderen evtl. probieren dürfen. Das gemeinsame Essen hat einen hohen sozialen Stellenwert. Man isst hier eigentlich nie alleine. Es gibt auch immer eine große Auswahl von vielen verschiedenen kleineren Lebensmitteln. Es ist auch Sitte in Vietnam Gäste vor dem Essen einzuladen. Man wünscht ihnen dann praktisch einen Guten Appetit und bittet sie anzufangen. Das Essen wird auch erst begonnen, wenn alle anwesend sind, man muss dann aber nicht fest sitzen bleiben. Man darf durchaus zwischendrin aufstehen, was holen oder wenn man früher fertig ist auch gehen. So war es auf jeden Fall wo ich war. Als Gast bekommt man oft vom Gastgeber etwas zu essen in die eigene Schüssel gelegt. Damit wird man zum Probieren aufgefordert. Mein „Problem“ war, dass wenn ich mit den Volontären unterwegs war durchaus 10 Leute in einem Kreis zusammen gegessen haben und dann wollte natürlich jeder mal nett sein und mir etwas in die Schüssel legen. Am Ende war ich immer sehr satt!

Es klingt vielleicht ein wenig paradox aber sich hier vegan zu ernähren ist einfacher als vegetarisch. Das liegt daran, dass die Kühe hier nur ganz wenig Milch geben und deshalb wenn dann Milch überhaupt verwendet wird, sie teuer importiert werden muss. Bienen sieht man hier auch nicht wirklich und Eier werden auch selten verwendet und wenn sie verwendet werden sieht man es sofort. Fleisch darf aber (genauso wie ein weiteres Lebensmittel – ihr könnt euch sicher schon denken, welches ich meine) bei keinem Essen fehlen. Und mit keinem meine ich keinem. Fleisch gibt es hier durchaus auch schon zum Frühstück. Man muss hier auch aufpassen, da Fleisch hier durchaus auch anders definiert wird. Wenn man also etwas ohne Fleisch bestellt, sollte man noch erwähnen, dass man damit auch ohne Hühnchen, Meeresfrüchte und Fisch meint. Vietnamesen verstehen oft nicht, dass das auch zu Fleisch gehört. Was einen ebenfalls etwas verwirrt ist, dass es sehr viele Fleischersatzprodukte gibt, die Fleisch sehr ähnlich sehen und auch oft so genannt werden. Das kann daran liegen, dass man (je nach Glaubensart) nur an bestimmten Tagen kein Fleischt isst. Es gibt hier ein paar vegane Restaurants die davon sehr profitieren. Der Glauben und die Ernährung sind an sich sehr eng miteinander verbunden. Man glaubt ja auch, dass die Gebete und Wünsche in die Lebensmittel auf dem Altar übergehen und wenn man die isst dann auch auf den Menschen.

Wenn man über das Fleisch schreibt, dass man in Vietnam isst kommen oft dieselben Fragen auf. Ich beantworte sie euch gerne: „Ja man isst hier fast alles von einem Tier. Ja auch Hund und Katze. Ja die kann man gegrillt am Straßenrand kaufen. Ja es werden auch oft Hunde und Katzen von Privatbesitzern gestohlen. Nein ich habe es nicht probiert und nein das werde ich auch nicht. Ja es soll gut schmecken und ist auch etwas teurer als anderes Fleisch. Noch Fragen?“ Viele Ausländer regen sich darüber auf, dass man ebenfalls Hund und Katze (Kaninchen auch) isst. Ich selbst bin nicht begeistert davon, aber meiner Meinung nach macht das mehr Sinn. Damit meine ich, dass ich nicht verstehe warum man in Europa einige Tiere isst und andere nicht. Warum werden Kühe und Schweine geschlachtet, aber Hunde und Katzen nicht, obwohl das Fleisch nicht schlecht schmeckt? Was sind da eigentlich die Kriterien? Vielleicht könnt ihr, meine lieben Leser mir da weiterhelfen.

Wie bereits erwähnt gibt es noch ein Lebensmittel, das nicht fehlen darf und das ist Reis. Es gibt eigentlich immer Reis (was jetzt Veganer und Vegetarier freuen sollte). Was jetzt zunächst einmal langweilig klingt, ist es nicht unbedingt. Reis ist nämlich nicht gleich Reis. Es gibt jede Menge unterschiedliche Arten von Reis, z.B. mit Nüssen, mit Zwiebeln, mit Mais, mit Bohnen, mit… einfach allem Möglichen und dann auch noch gebraten, oder gekocht oder… ich weiß nicht was. Besonders beliebt ist „sticky rice“ da man den eben mit den Stäbchen essen kann. Es kommt auch darauf an, ob man es mag oder nicht. Eine der Österreicherinnen hat ihre Mutter bereits vorgewarnt, dass sie zu Hause erst ein Mal keinen Reis sehen möchte, währenddessen plane ich schon mir einen Reiskocher anzuschaffen.

Meistens gibt es zu dem Fleisch und dem Reis auch noch eine Menge Grünzeug. Was genau das ist, konnten wir anfangs nicht so ganz einschätzen, aber Jürgen hat uns weitergeholfen. Es gibt viel Blattsalat (den tunkt man dann in eine Soße aus Orangensaft und Chili), Spinat, Bohnen, Rettich usw.

Gewürzt wird hier nur ganz wenig. Das einzige Gewürz was man öfter verwendet ist Chili. Also Salz gibt es wenn dann nur (nein, kein Scherz!) zu Früchten dazu. Es handelt sich dann meistens um eine Chili – Salz – Gewürzmischung, in die man die Frucht dann kurz rein dippt. Es gibt hier auch jede Menge exotische Früchte, die man nicht einfach so in Deutschland bekommt, z.B. Drachenfrucht, Guave, Roseapple und vieles mehr.

Mich hat überrascht, dass man in Vietnam meistens morgens auswärts isst und nicht abends. Das beliebteste Frühstück ist die Nudelsuppe. Die mit Stäbchen zu essen ist gar nicht so einfach. Ich hatte da etwas Probleme, aber wozu gibt es denn Scheren, mit denen man sich die Nudeln klein schneiden kann. Das ist mein ernst! 🙂

Das Essen ist auf jeden Fall sehr lecker, sehr vielseitig und sehr leicht. Damit ihr euch das Ganze besser vorstellen könnt, gibt es jede Menge Bilder. Na, läuft euch schon das Wasser im Mund zusammen?