„He, Du bleib stehen! Ich weiß wohin Du gehst.
Du brauchst nicht so zu tun, als ob Du nicht verstehst.“ (die ärzte – Wie am ersten Tag)

 

Hallo meine lieben Freunde,

ich weiß, ich habe mich eine lange Zeit nicht gemeldet, aber wir Volontäre hatten nun mal (wohlgemerkt wohlverdienten) Urlaub. Hier in Kambodscha wurde Neujahr gefeiert (Kein Scherz!). Es war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig mitten im April anderen Menschen ein frohes neues Jahr zu wünschen, aber wenn man mit Wasser und Babypuder vollgespritzt wird, konnte man eh nicht so viel reden. Wieso man gerade zu dieser Zeit Wasserschlachten macht und wieso man gerade Babypuder dazu nimmt und wieso das alles schon eine Woche vorher beginnt konnte mir keiner so wirklich sagen, aber das ist ja nicht weiter schlimm, Hauptsache ist, alle haben Spaß.

Nun zu meinem Urlaub, das erste Wochenende habe ich in Kampot mit Baden, ausruhen, Nationalparke besuchen, lecker Essen und sehr guten Freunden verbracht. Dann bin ich alleine zurück nach Phnom Penh. Dort habe ich einen Freund aus Deutschland getroffen, der mich eine Woche besucht hat und mit ihm bin ich nach Siem Reap, um mir Angkor anzusehen. Denn wer schon mal in Kambodscha ist, der muss sich natürlich auch Angkor ansehen und ich muss auch zugeben, es hat sich zu 100% gelohnt!

Jetzt ist der Urlaub aber vorbei und es geht zurück an die Arbeit. Langsam aber sicher schleicht sich der Alltag wieder ein und wir gewöhnen uns daran unsere Schüler nicht mit Wasser, aber mit Wissen zu bombardieren. Das merkt man schon, wenn man das erste Mal wieder zur Schule geht. Die Kinder, die gerade aus der staatliche Schule kommen und uns alle lieb Grüßen denken sich schon „Ach die Volontäre sind wieder auf dem Weg zu der SCAO Schule“. Viele dieser Kids kommen dann früher oder später auch zu uns in den Unterricht, z.B. in die Pre-Intermediate Klasse von Lotte oder Isabella.

 

Pre- Intermediate

Über die Pre-Intermediate zu schreiben, fällt mir nicht leicht da ich nie eine unterrichtet habe und selbst immer zu den Zeiten andere Klassen hatte. Allerdings unterrichtet Lotte ihre Klasse direkt neben meiner Elementary und mir ist immer etwas ganz besonderes aufgefallen -ihre Klasse ist ruhig. Bei meiner Elementray würde ich da wahrscheinlich misstrauisch werden und denken, sie haben sich einen kreativen Scherz ausgedacht, aber nicht so bei der Pre-Intermediate. Die Schüler sind eindeutig schon etwas reifer und erwachsener. Sie lernen sehr fleißig und wissen, dass Bildung an sich sehr wichtig ist. Ihnen geht es nicht nur um den Spaß, den sie bei SCAO haben, sondern wirklich darum die eigenen Chancen auf einen Job in der Zukunft zu verbessern und so viel wie möglich mitzunehmen.

 

Da es Lottes letzte Woche hier bei SCAO war, hat sie sich was ganz besonderes für ihre Klasse einfallen lassen. Sie kam auf die Idee mit ihnen kleine Comics zu machen. Ich schreibe absichtlich machen und nicht malen, da sie gemeinsam die Situation dargestellt haben und dann wurde ein Foto gemacht. Noch ein paar Sprechblasen und Untertitel dazu und schon ist das perfekte Comic fertig. Die Schüler hatten eine Menge Spaß dabei sich kleine Kurzgeschichten auszudenken und dann natürlich auch, wie man die Situation am besten darstellt und wie man die Sprechblasen gestaltet. Das war natürlich nicht das erste Mal, dass Lotte eine coole Idee hatte und ihre Pre-Intermediate sie kreativ umsetzte. An Kreativfreitagen hatte ich ab und zu Zeit mal einen kleinen Blick in den benachbarten Klassenraum zu werfen und habe mitbekommen, wie die Schüler bastelten, Bändchen knüpften, malten und ganz oft auch Lieder sangen. Jedes Mal war Lotte mittendrin und voll bei der Sache. Ihre Energie hätte ich manchmal gerne 🙂

 

Nun ja zurück zu der Pre-Intermediate. Da Masami ja zurück nach Japan ist, hat nun Isabella ihre Pre-Intermediate übernommen. Sie hat mir erzählt, dass sie gerade mit ihnen den Unterschied zwischen Simple Past und Present Perfect durchnimmt. Daran könnt ihr, meine lieben Freunde, euch sicher noch aus der Schule dran erinnern. Mit den Signalwörtern und allem drum und dran. Außerdem lernen sie jetzt wann man wie anybody, somebody, somewhere, nowhere etc. anwendet. Damit das nicht immer nur trockene Grammatik ist, verbinden wir Lehrer das dann immer mit, für die Schüler, interessante Themen – in diesem Fall ist es „Shopping“. Was Isabella besonders freut ist nicht nur, wie motiviert die Schüler sind, sondern auch deren großer Wortschatz. Sie fragen auch sehr gerne nach, wenn sie ein Wort nicht wissen oder etwas nicht verstehen. Sie haben da keine Hemmungen, da sie wirklich etwas lernen wollen und sich sehr engagieren. Darum hat Isabella sich auch sehr gefreut, als sie dann Masamis Klassen übernehmen konnte. Sie kam richtig ins Schwärmen, als sie über ihre Pre-Intermediate redete. Das kann ich aber auch verstehen. Trotzdem werde ich da nicht neidisch, da ich um keinen Preis der Welt meine chaotische aber liebenswerte  Elementary weggeben würde.  Wir versuchen eh so wenige Lehrerwechsel wie möglich zu haben, damit die Schüler sich nicht immer an neue Lehrer gewöhnen müssen. Das klappt such sehr gut.

 

Ich werde nun meine letzte ganze Woche in vollen Zügen genießen und so viel Zeit wie möglich mit meinen Schülern und meinen Volontärfreunden verbringen. Nach Lotte bin ich nämlich die Nächste, die geht und nur 2 Tage nach mir, wird Isabella sich auf den Heimweg machen. Micha geht dann auch Anfang Mai, d.h. es sind dann nur noch Lucy, Jako und Inka übrig. Zum Glück hilft uns ja noch Reinhold und ich drücke die Daumen, dass mehr Volontäre kommen. Im Notfall gibt es ja auch noch unsere Volontärfreunde von SCAO2, die uns unterstützten. Obwohl wir Volontäre auf 2 verschiedene Schulen aufgeteilt sind, heißt das nicht, dass wir nicht eine große Gruppe sind. An Wochenenden treffen wir uns immer und jedes Mal sind wir ein wenig traurig, wenn wir uns dann wieder trennen. Zum Glück wohnen ja viele der Volontäre in Deutschland, also ist das Besuchen dann nicht allzu schwierig, aber wann kommt man mal ach Irland und nach Japan?