„Ich hab‘ Dir nie gesagt, dass Du mir fehlst.
Ich hab‘ doch nie gesagt, dass Du mir fehlst.
Du fehlst mir“ (die ärzte – nie gesagt)

 

Hallo meine lieben Freunde,

als ich mein Praktikum in Vietnam angefangen habe, dachte ich, dass das allerkleinste Problem die Entfernung zu meinen Eltern wäre. Tja, falsch gedacht. Mir wurde erst richtig klar, wie sehr mir meine Eltern fehlen, als deren Besuch immer näher rückte. Ich glaube ich bin auch ein paar Leuten auf die Nerven gegangen, da ich immer und überall angekündigt habe: „and next week my parents will arrive“. Natürlich habe ich die Zwei schon vorher vermisst, aber wer will sich schon so ein Gejammer durchlesen? Darum halte ich das ganz klein und gehe gleich zu den Erlebnissen in den letzten Tagen (diesmal auch meine letzten in Hai Duong) über.

Meine Eltern kamen am Donnerstagmittag an und Jürgen und ich holten sie ab. Mit Ngân hatte ich ja schon vorher ein Willkommensschild gebastelt. Nur für alle Fälle, es könnte ja sein, dass sie schon vergessen haben wie ich aussehe. Es war seltsam sie nach der ganzen Zeit wieder zusehen und ich brauchte ein paar Minuten um das zu verstehen, dass sie jetzt wirklich in Hanoi angekommen sind. Von dort mussten sie dann natürlich nach Hai Duong. Jürgen war so nett und holte sie nicht nur ab, sondern machte mit ihnen noch einen Ausflug zu Bút Tháp und dem Ort der Papierherstellung. Davon waren meine Eltern nicht minder begeistert, wie wir es damals waren (das scheint schon so lange her) und mein Vater machte jede Menge Bilder. Da meine Eltern nur bis zum Sonntag bleiben würden, war jeder Tag mit so vielen Terminen wie möglich vollgepackt. Ja, ich habe wieder alles geplant, aber diesmal war ich schon darauf vorbereitet, dass es – ganz vietnamesisch eben – alles anders kommen könnte. War natürlich auch so.

Noch ganz nach meinem Plan sind meine Eltern danach ins Hotel und haben sich ein wenig ausgeruht. Am Abend trafen sie dann auf Nga, Jay und Hio. Mit meinen drei Freunden aßen wir zu Abend. Man verstand sich auf Anhieb und ich hatte das Gefühl, dass beide Seiten sehr neugierig darauf waren, sich gegenseitig kennen zu lernen. Der Abend war sehr schön und es wurden gleich viele Gemeinsamkeiten entdeckt, z.B. Fotografieren Hio sowie auch mein Vater sehr gerne und sie tauschten sich dann über Belichtungszeiten und so aus. Ich habe davon weniger Ahnung und deshalb nahm ich mehr an der Unterhaltung zwischen Jay und meiner Mutter teil. Die beiden redeten über ihre jeweilige Arbeit als Volontäre und welche großen Unterschiede es zwischen Vietnam und Deutschland gibt. Nga war noch ein wenig schüchtern und traute sich nicht so ganz etwas zu sagen, aber das änderte sich auch im Laufe der nächsten Tage sehr. Mein Plan wurde schon am ersten Abend gestört (oder zerstört?), aber ich war kein bisschen böse, da es auf so eine liebenswürdige Weise war, dass ich nicht anders konnte, als mich zu freuen. Es fing damit an, das Fr.Hu’o’ng mir unbedingt noch ein Geschenk geben wollte und das ging nicht am nächsten Tag, dass musste unbedingt dieser Abend sein. Also fuhren Nga und ich kurz bei ihr vorbei und sie übergab mir einen Drachen. Nein, kein echter. Das wäre ziemlich cool gewesen, aber über einen Anhänger, der Glück bringt freue ich mich auch sehr. Dann haben meine Freunde und meine Eltern sich ein bisschen zu gut verstanden, so dass wir viel zu spät aufbrachen. Wir mussten ja noch ins Heim zu einer Gameshow. Das dachte ich zu mindestens, aber es war nicht nur eine Gameshow geplant.

Wir kamen im Heim an und liefen gemeinsam zum Kreativraum. Der war voll mit den Kindern, den Volontären, Mr.Vy und auch Jürgen mit Maya waren gekommen. Das war ein großes Durcheinander und meine Eltern wurden ohne jegliche Vorbereitung einfach in das Geschehen hinein geworfen. Ging mir im Grunde ja damals genauso und das war auch nicht unbedingt schlecht. Die Kids waren gerade dabei in zwei verschiedenen Gruppen jeweils ein großes Plakat anzumalen. Die bekam ich dann später gleich geschenkt (wo hänge ich die nur auf?). Sie waren so konzentriert, dass sie mich und meine Eltern erst gar nicht bemerkten, als dann aber Jürgen und die Volontäre uns begrüßten war die Freude groß. Ich war davon ausgegangen, dass es einfach nur ein Spaßabend für die Kinder sein sollte, aber nein, die Volontäre wollten sich bei mir bedanken und sich von mir verabschieden. Erst den Sonntag davor war ich mit ihnen noch bei den Krankenhäusern und habe Essen verteilt. Da war ich ganz froh, dass wieder neue Mitglieder da waren, die mich kennen lernen wollten und mich ganz gut davon ablenken konnten, dass es (vorerst!) mein letztes Mal Suppeverteilen mit den Volontären sein würde. Jetzt war es aber klar, dass es (vorerst!) das letzte Mal sein wird, dass ich sie sehe. Die Volontäre haben extra für meine Eltern und mich eine Bank in der ersten Reihe aufgestellt und sie haben Videos vorbereitet. Das erste zeigte Bilder von meiner Zeit hier in Vietnam, vom Beauty-Abend, zum Ausflug und den Sonntagen in den Krankenhäusern. Das zweite Video hatten sie mit den Kindern zusammen gemacht. Da waren die Kinder mit ihren Kunstwerken zu sehen, die wir gemeinsam gebastelt haben und sie bedankten sich bei mir. Meine Eltern und ich saßen mit offenen Mündern da. Wir hatten das wirklich nicht erwartet. Sie haben sich so ins Zeug gelegt, dass muss natürlich auch belohnt werden. Meine Eltern sowie auch eine befreundete Familie von uns wollten etwas bei den Kindern hinterlassen, wovon sie für eine längere Zeit etwas haben. Die Idee kam mir, als ich mit Maya im Tutihaus spielte (das ist eine Art Indoorspielplatz, sehr gut bei Regen!). Wir haben das Bällebad ausprobiert, sind auf dem Klettergerüst rumgeturnt, haben uns Luftballons zugeworfen und vor allem sind wir auf einem großen Trampolin herum gehopst. Wir hatten gemeinsam so viel Spaß, da kam ich auf die Idee, dass sowas schön für Jung und Alt ist. Denn ehrlich, wer ist denn bitteschön zu alt für ein Trampolin? Die nächsten Tage habe ich Jürgen ein paar unverdächtige Fragen bzgl. Trampolinen gestellt und es stellte sich heraus, dass wenn das eine Gebäude abgerissen ist, auch genügend Platz dafür sein sollte. Dann drücken wir mal die Daumen, dass das klappt!