„Und mir wird klar ganz plötzlich
Er war immer da, ich habs nur nicht gecheckt
Denn ganz genau dieser Moment, er ist perfekt“ (die ärzte – Perfekt)
Hallo meine lieben Freunde,
in der Conversation Class haben wir nur immer über Essen geredet, aber jetzt ist es mal an der Zeit gewesen Essen zu kochen. Alleine wäre das viel zu langweilig gewesen, also haben wir die Conversation Class einfach zu uns ins Volontärhaus eingeladen.
- Deutsche Küche: Kartoffelsalat, Baguette und Pfannkuchen
Wenn wir unter uns Volontären über Essen reden, ist es eigentlich immer dasselbe Thema,- wie sehr wir dies und jenes vermissen. Es ist nicht so, dass wir das kambodschanische Essen nicht mögen, im Gegenteil wir haben uns sehr angepasst und viele von uns überlegen schon, wie sie die kambodschanischen Zutaten auch in Deutschland bzw. Japan bekommen könnten. Außerdem kann man in dem Stadtinneren auch viele europäische Lebensmittel kaufen, allerdings sind sie oft sehr teuer. Was auf der Vermissensliste ganz oben steht, sind Süßigkeiten, aber auch sehr simple Sachen, wie Vollkornbrot (hier gibt es leider nur Baguette).Erst vor zwei Tagen habe ich wieder, nach 4 ½ Monaten Apfelsaft getrunken. Wenn wir dann in der Conversation Class über Essen geredet haben und wir Volontäre ins Schwärmen geraten sind, haben uns unsere Schüler entweder ratlos angesehen oder hatten ganz viele Fragen. So kamen wir auf die Idee ihnen deutsches Essen näher zu bringen. Es ist gar nicht so einfach sich ein Essen zu überlegen, dass man mit den Lebensmitteln hier zubereiten kann, also blieb es bei einem einfachen Gericht. Es kam jedoch bei unseren Schülern, sowie auch bei Masami, die ja deutsches Essen auch nicht gewohnt ist, sehr gut an. Unsere Schüler waren jedoch nicht einfach zum Essen eingeladen, sondern durften gleich erfahren, wie es zubereitet wird. Gemeinsam saßen wir dann in der Küche oder auf unserer Dachterasse und schälten Kartoffeln, schnitten Zwiebeln und schwenkten Pfannkuchen in der Pfanne. Ganz besonders beeindruckt waren sie von Jako, als er es schaffte den Pfannkuchen so hochzuwerfen, dass er sich einmal dreht und wieder zurück in der Pfanne landet. Während dem Essen wurden viele lustige Geschichten erzählt und wir mussten viel gemeinsam Lachen. Uns allen gefiel der Abend so gut, dass wir gleich ausmachten wieder gemeinsam zu kochen, nur diesmal natürlich kambodschanisch!
- Kambodschanische Küche: Mangosalat und frittierte Nudeltäschchen mit Chilisoße
An einem weiteren Sonntag wurden wir dann zu den Kochlehrlingen und unsere Schüler zeigten uns, wie man richtig kambodschanisch kocht. Zunächst haben wir ganz viele Mangos geschält und in Streifen geraspelt. Es sind jedoch saure Mangos gewesen, nicht die süßen, weichen, die man aus dem Supermarkt kennt. Zu diesem Mangosalat kam dann noch eine Soße hinzu und Nüsse. So gesund ist kambodschanisches Essen (leider) selten, denn sehr viel wird hier frittiert. Bei unserem Essen durfte das Frittieren dann natürlich auch nicht fehlen. Wir mussten aber vorher die quadratischen Nudelscheiben (ich weiß nicht, wie ich es sonst nennen soll, aber leider fällt mir der kambodschanische Name nicht mehr ein) auseinander ziehen und dann mit geraspelten Gemüse füllen. Das war vielleicht eine Arbeit gewesen, alles zu schälen, dann zu raspeln und dann in die Nudelscheiben einzuwickeln, so dass sie bloß nicht reißen. Normalerweise kommt ebenfalls Fleisch hinein, aber da fast alle Volontäre kein Fleisch essen, wurde das weggelassen. Die ganze Arbeit hat sich jedoch gelohnt und als die Täschchen dann in der Pfanne brutzelten, ist jedem das Wasser im Mund zusammen gelaufen. Diese Täschchen haben wir dann mit einer leicht scharfen Chilisoße gegessen – sehr lecker! Unsere Schüler waren sichtlich erfreut, als wir dann zugriffen und wir alle das kambodschanische Essen lobten. Wir saßen nach dem Essen wieder lange zusammen und erzählten uns gegenseitig, was wir so am Wochenende gemacht haben. Obwohl das Wochenende nur sehr kurz ist und wir alle die freie Zeit genießen vermissen wir immer unsere Schüler und an solchen Abenden sind wir froh, dass es doch immer nur zwei Tage sind. Ich hatte das Gefühl, dass es unseren Schülern genauso ergeht.
- Japanische Küche: klebriger Reiskuchen mit süßen Bohnen, Gemüse und Ramen
Da wir eh am Wochenende in der Stadt waren nutzen wir die Gelegenheit und gingen zur AEON-Mall zum einkaufen. Das ist ein japanisches Einkaufzentrum. Es ist riesen groß und abgesehen von einer gigantischen Lebensmittelabteilung kann man dort auch Klamotten shoppen gehen. Wir haben uns mit unserer Schülerin Srey Chan getroffen, die uns gerne begleiten wollte und mit ihr sind wir dann durch die Regale gewandert und haben alle Zutaten zusammen gesammelt. Ich muss zugeben, wir wurden ein wenig von den Probierständen abgelenkt, aber naja, das kann ja passieren. Wir hatten so viel Spaß gemeinsam, dass wir uns dann auch noch die großen Klamottengeschäfte ansahen und Micha konnte sogar ein Hoverboard dort ausprobieren. Nach unserer Shoppingtour ging es dann zurück ins Volontärhaus und das große Kochen konnte beginnen.
Wie bereits erwähnt sind die meisten Volontäre hier Vegetarier oder sogar Veganer, also wird meistens auf das Fleisch verzichtet. Es gibt auch einige muslimische Schüler, die ja dann auch kein Schweinefleisch essen. Allerdings ist das ein wenig unfair den Carnivoren gegenüber, also haben wir beim japanischen Kochen nicht ganz auf Fleisch verzichtet. Diesmal hat unsere Kollegin Masami die Rolle als Küchenchef übernommen. Sie hatte alle Hände voll zu tun, da sie diesmal die Einzige war, die genau wusste wie was zubereiten werden sollte. Wir löcherten sie also ständig mit Fragen – wir wollten ja nichts falsch machen und Masami lief dann von einer Gruppe zur nächsten, um die Aufgaben zu verteilen und Fragen zu beantworten. Sie hat jedoch ihren Job als Küchenchef sehr gut gemeistert und wir waren alle von dem Essen mehr als begeistert. Doch nicht nur wir, auch unsere Schüler waren sehr froh mit uns gemeinsam mal japanisches Essen auszuprobieren.
Als wir dann unsere Schüler verabschiedet hatten, waren wir alle erschöpft. Der Tag war zwar sehr schön gewesen und wir haben jede Sekunde genossen, aber er war auch sehr anstrengend gewesen, besonders für Masami, die dann gleich schlafen gegangen ist. Wir anderen haben uns dann auf unsere Dachterasse auf Kissen gelegt, ruhige Musik gehört und uns die Sterne angesehen. Wir haben dann die letzten Kochsonntage Revue passieren lassen und wir sind alle sehr sehr stolz auf unsere Schüler. Sie sind ja der Grund warum wir hier sind. Gleichzeitig sind sie aber auch der Grund warum e uns hier so gefällt und warum wir uns jeden Sonntag freuen wieder zurück nach Hause zu kehren. Das Volontärhaus ist wirklich wie ein zu Hause geworden. Wenn man dann gemeinsam nochmal genauer über das Erlebte nachdenkt und sich alles nochmal ins Gedächtnis ruft, dann will man hier gar nicht mehr weg- vor allem nicht in schon 45 Tagen. Was sollen wir denn alle in Deutschland bzw. Japan ohne unsere Schüler? Ohne unsere Volontärkollegen? Ohne SCAO?