„Du erklärst mir immer wieder, was erlaubt ist und was nicht
Lenkst mein Leben jeden Tag und bist furchtbar fürsorglich“ (Farin Urlaub – Lieber Staat)

 

Hallo meine lieben Freunde,

wie geht es euch denn so? Also mir geht es sehr, sehr gut. Ich musste meiner Mutter sogar versprechen, dass ich nicht ganz ausversehen meinen Flug verpasse und dann hier her ziehe. Ich habe mich sehr schnell eingelebt und kann es gar nicht fassen, dass schon ein ganzer Monat schon um ist.

Einer der Hauptgründe warum es mir hier so gefällt, sind meine Volontärkollegen. Ich könnte mir keine bessere Gruppe vorstellen mit der ich hier Zeit verbringen könnte. Obwohl wir ja in einem Haus wohnen und uns auch teilweise die Zimmer teilen kommt es bei uns nie zu Auseinandersetzungen (das erinnert mich an ganz bestimmte Österreicherinnen – ihr wisst sicher wen ich meine). Selbst bei weniger angenehmen Sachen, wie Abwaschen gibt es niemanden, der sich drückt. Zudem unterrichten wir sehr oft gemeinsam. Dadurch hat man automatisch eine Ansprechperson, die sich gut mit der Klasse auskennt und die dann die Schüler kennt und einem bei Fragen zur Seite stehen kann. Die etwas mehr erfahrenen Volontäre helfen einem an sich sehr viel und geben einem viele hilfreiche Tipps. Es sind auch schon die kleinen Sachen, die unsere Gemeinschaft ausmacht, z.B. reden wir immer Englisch, obwohl alle bis auf Masami Deutsch sprechen können. Es ist einfach ein Zeichen der Zusammengehörigkeit, es soll ja keiner ausgeschlossen werden. Es ist in letzter Zeit öfter so gewesen, dass wir abends einfach zusammen saßen und praktisch unsere eigene Conversation class gegründet haben. Wir besprechen dann ganz viele unterschiedliche Themen und es ist sehr interessant so viele unterschiedliche Meinungen zu hören und sich Auszutauschen. Wir reden viel über unsere Abreise von Kambodscha. Manchmal freuen wir uns darauf, da wir unsere Freunde und Familie vermissen und manchmal wünschen wir uns, dass diese Zeit hier für immer andauert. Leider mussten wir aber schon die erste Person verabschieden. Glücklicherweise kommt er aber schon in einem Monat wieder zurück und zieht dann sogar nach Kambodscha. Genau, es handelt sich um Reinhold, der es immer noch nicht lassen kann uns zu helfen und uns immer wieder kleine Geschenke mitzubringen.

Ich verstehe mich aber nicht nur mit meinen Kollegen von SCAO 1 gut, sondern freue mich jedes Mal aufs Wochenende, da ich dann auch die Volontäre von SCAO 2 treffe. Wir tauschen dann unsere Erlebnisse der Woche aus und unternehmen viel gemeinsam. Wir waren z.B. ein Wochenende in Sihanoukville am Strand. Das hatte so ein Klassenfahrt-feeling. Wir haben sogar Nadin am Ende zu unserer Klassensprecherin gewählt. Es war eine sehr schöne Zeit und wir haben uns alle sehr gut erholt. Hoffentlich wird der Kontakt bestehen bleiben und ich kann mir durchaus vorstellen, dass es zu einigen Treffen in Deutschland kommen kann (Japan und England gestaltet sich dann etwas schwieriger). In den folgenden Wochen werden noch mehr Volontäre kommen und ich bin schon sehr gespannt!

Wie ihr wisst, meine lieben Freunde, kommt das Beste zum Schluss und das ist das Unterrichten. Ich habe jetzt schon ABC-Advanced-, Computer-, Deutsch-, Intermediate-, Elementary- und Conversationklassen unterrichtet und jedes Mal haben die Schüler mir gute Laune gemacht. Die Schüler sind teilweise auch richtig zuckersüß, z.B. hatte Lotte Geburtstag, da hat ihre Klasse einen Kuchen für sie besorgt, ihr ein Lied gesungen und sogar ein kleines Theaterstück für sie vorgeführt. Masamis und meine Elementary class nebenan war dann ganz neidisch. Es ist nicht immer so einfach, aber es ist jede Minute wert. Manchmal überlege ich dann, wie sich wohl meine früheren Lehrer hier machen würden. Ich würde gerne das Gesicht von meinen Lehrern sehen, wenn die Hunde durch das Klassenzimmer laufen oder man eine Kuh wieder zurück zur Straße bringen muss (ja, das ist wirklich passiert) Das wäre sicher sehr lustig.

Es sind aber nicht nur unsere Schüler sondern alle Kambodschaner, die uns sehr positiv aufnehmen. Spätestens wenn sie hören, dass wir keine Backpacker sind, sondern als Volontäre Kinder unterrichten, sind wir beste Freunde. In Phnom Penh lernt man jede Menge Leute kennen und man feiert dann zusammen. Bei einer neu gewonnen Freundschaft hat man auch allen Grund zum Feiern. Doch nicht nur in der City sondern direkt bei uns vor dem Volontärhaus treffen wir auf viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Direkt gegenüber von unserem Haus ist die Public school. Wenn wir dann zum Unterricht laufen Grüßen uns alle möglichen Kinder (selbst wenn sie keine Schüler von SCAO sind) und fragen nach unseren Namen und wie es uns geht. Alleine schon dadurch bekommt man auf dem Schulweg gute Laune. Was kann es denn besseres geben?