„Wo komm ich her? Wo geh ich hin?
Und macht das Leben überhaupt einen Sinn?
Ist morgen vielleicht schon das Ende der Welt?
Das sind so die Fragen, die man sich stellt.“ (Farin Urlaub – Alle Fragen dieser Welt)
Hallo meine lieben Freunde,
wir besprechen so viel in der Conversationclass, dass es viel zu viel für nur einen Bericht ist. Oft reden wir dann viel länger als geplant, weil es immer sehr interessant ist zu hören, welche Meinungen unsere Schüler vertreten und vor allem auch, wie sie ihre Meinungen begründen. Bis jetzt wurden wir meistens positiv überrascht und ich hoffe, dass wird in Zukunft weiterhin der Fall sein.
(aktive) Sterbehilfe
Sterbehilfe ist (wie in Deutschland und auch Japan) in Kambodscha nicht erlaubt. Die Meinung unserer Schüler geht bei diesem Thema jedoch weit auseinander. Einige sind strikt dagegen, da es nach wie vor Mord ist und es ganz schwierig ist zu erfahren, ob nun wirklich nach dem Willen des Patienten gehandelt worden ist oder nicht. Diese Schüler haben Angst davor, dass sich Personen die Sterbehilfe zu nutzen machen könnten und daraus evtl. einen Gewinn ziehen könnten. Außerdem ist es für die Personen, die das dann durchführen nicht einfach. Im wahrscheinlichsten Falle wären das dann Ärzte. Das ist jedoch für jeden eine starke psychische Belastung und was passiert, wenn ein Angehöriger mit der Entscheidung nicht einverstanden war und den Arzt dafür verantwortlich macht? Außerdem kommt dann die Frage auf, wie genau man die Person dann töten soll, welche Mittel kommen da überhaupt in Frage und inwiefern sind sie sinnvoll? Schwierig ist auch einzuteilen wann genau Sterbehilfe geleistet werden darf und wann nicht. Braucht dann jeder Patient eine Verfügung oder gibt es Ausnahmen? Sollten das Angehörige entscheiden dürfen, falls es der Patient selbst nicht mehr kann? Genau diese Fragen haben sich auch unsere Schüler gefragt und da sie sehr schwierig und nicht eindeutig zu beantworten sind, waren einige der Meinung, dass man von Sterbehilfe lieber die Finger lassen sollte – zum Schutz der Patienten.
Andere fokussierten das Leid des Patienten. Wieso sollte z.B. jemand mit unerträglichen Schmerzen weiterleben, wenn er es selbst noch nicht einmal möchte? Man braucht natürlich eine Patientenverfügung, die eindeutig belegt, dass auf den Wunsch des Patienten gehandelt wird. Wenn das dann der Fall ist, geschieht ja alles zum Wohl des Patienten und für die Angehörigen, sowohl auch die Ärzte ist es evtl. einfacher den Patienten sterben zu lassen, als ihn für einen langen Zeitraum leiden zu sehen. Zudem kann man dann die Art und Weise des Sterbens entscheiden. Es gibt bereits Medikamente, mit denen man einen Patienten „friedlich einschlafen lassen“ kann und er nicht an einem grausamen Tod sterben muss. Wie ihr seht, hatte auch diese Seite gute Argumente und teilweise änderten Schüler auch ihre Meinung im Laufe des Gespräches. Es war eine sehr ernste und sehr spannende Diskussion.
Organspende
Ähnlich war es auch bei dem Thema Organspende. Einige der Volontär überlegten hier in Kambodscha Blut zu spenden, denn hier wird es oft benötigt und es gibt wenig Spender. So haben wir angefangen uns mit dem Thema auseinader zu setzen und selbstverständlich wollten wir dann auch die Meinung unserer Schüler zu dem Thema hören. Blut- sowie auch Organspende ist in Kambodscha nicht sonderlich weit verbreitet. Die Schüler scheinen sich sogar zum ersten Mal über dieses Thema Gedanken gemacht zu haben. Einige haben Angst vor Spritzen und lehnten deshalb eine Blutspende ab, anderen war auch die Organspende nicht so geheuer und wollten auch aus religiösen Gründen nicht spenden. Trotz alldem wurde ihnen bewusst, wie wichtig diese Spenden sind und als sie hörten wie viele Volontäre einen Organspendeausweis haben (ja, auch wir Volontäre können sehr vorbildlich sein) und wie viele bereits Blut gespendet haben, sagten sie auch, dass sie das gut finden. Einige überlegen auch in der Zukunft mal Blut zu spenden oder nach einem Organspendeausweis zu fragen. Die Volontäre sind jedoch dann doch nicht in Kambodscha zum Blutspenden gegangen, da es für beide das erste Mal wäre und ihnen nicht bewusst ist, wie sie darauf reagieren werden. Hier kommt dann noch die Hitze, die Essensumstellung hinzu und das Risiko wollten wir dann doch nicht eingehen. In Deutschland wird das aber dann mal ausprobiert!
Valentinstag
Dieses Thema ist dann eher fröhlich und auflockernd. Bei dieser Unterhaltung wurde viel gelacht, einige sind rot geworden und viele Fragen wurden gestellt. Hier in Kambodscha wird Valentinstag ganz ähnlich gefeiert wie in Deutschland. Allerdings wird hier noch oft die Meinung vertreten, dass man nur einmal im Leben einen Freund bzw. eine Freundin hat und man dann auch heiratet. Öfter wechselnde Partnerschaften und Promiskuität werden hier als ganz schlecht angesehen. Es kommt aber natürlich trotzdem vor. An Valentinstag werden dann oft Treffen heimlich ausgemacht und Geschenke heimlich verschickt. Als wir unsere Schüler fragten, ob sie selbst schon mal verliebt gewesen sind und am Valentinstag Liebesgrüße empfangen oder verschickt haben, wurde viel gekichert und viele nickten zaghaft. Ein der ersten Fragen, die man hier als Volontär gestellt bekommt ist auch, ob man einen „boyfriend“ oder ein „girlfriend“ hat. Oft wird vorher noch ein wenig gestottert und die Schüler versichern, dass man nicht antworten muss, sie aber neugierig wären. Das ist dann so süß, dass man ihnen ihre Neugier kein bisschen übel nimmt und die Frage gerne beantwortet. Als Masami dann erzählt, dass sie einen Freund hat, ging ein lautes „Uhhh“ durch die Gruppe und einige klatschten auch zum Spaß. Wie gesagt, dieses Thema gehört dann zu den lustigeren und mit so einer coolen Gruppe redet man sehr gerne dann ein wenig länger darüber.
Khmer Essen
Ein Thema, dass immer wieder (oft ungewollt) zur Sprache kommt, ist Essen. Vielleicht liegt es daran, dass die Conversationklasse immer zur Abendesszeit stattfindet und manchen Schülern und Volontären dann schon der Magen knurrt, aber über Essen kann man immer reden. Man erfährt hier viel über Khmer essen und Essenstraditionen. Es gibt z.B. ein traditionelles Gericht, dass man angeblich unbedingt mal probieren muss – „Khmer cheese“. Es handelt da keineswegs von Käse, denn dann hätten einige Volontäre das gerne mal ausprobiert, da die meisten jedoch Vegetarier sind, wird das wohl nichts mit dem Ausprobieren. Khmer cheese heißt in Wirklichkeit Prahok und es ist eine Fischpaste, die aus gesalzenen, zerstampften und fermentieren Fisch besteht. Der Prahok wird meistens als Beilage zu Reis gegessen und er ist sehr lange haltbar. Den Spitznamen „cheese“ hat dieses Gericht wegen dem, naja ich sage jetzt mal, besonderen Geruch bekommen. Also ist nicht nur die Tatsache, dass es sich um Fleisch handelt ein Grund für die Volontäre, um dieses Gericht einen Bigen zu machen. Es gibt aber auch jede Menge kambodschanisches Essen, das super lecker ist und das wir Volontäre schon sehr genossen haben. Wir haben nämlich auch schon Kochabende mit unseren Schülern veranstaltet, wie genau die aussahen und was wir gekocht haben, erfährt ihr dann in den darauffolgenden Berichten. Ich hoffe die Gerichte inspirieren euch und ich selbst werde sicher etwas davon in Deutschland nach kochen.