„Wo komm ich her? Wo geh ich hin?
Und macht das Leben überhaupt einen Sinn?
Ist morgen vielleicht schon das Ende der Welt?
Das sind so die Fragen, die man sich stellt.“ (Farin Urlaub – Alle Fragen dieser Welt)
Hallo meine lieben Freunde,
habt ihr euch schon mal gefragt, wie ein erster Schultag in Kambodscha aussieht? Oder eine Hochzeit? Und wie der Valentinstag gefeiert wird? Was ist eigentlich eure Meinung zu Homosexualität, Sterbehilfe, Gleichberechtigung der Geschlechter, Khmer Essen und Organspende? Genau das sind so Themen, die wir in der Conversationclass besprechen. Es darf jeder zu Wort kommen und jede Meinung wird akzeptiert. Wir Volontäre bekommen hier jedes Mal einen einzigartigen Einblick in das Leben in Kambodscha.
Wie ihr ja von Namen bereits herleiten könnt, ist das Wichtigste bei der Conversationclass das Reden, deshalb wird nie etwas aufgeschrieben und jeder darf daran Teil nehmen. Jeden Tag (außer Dienstag und Freitag) findet sich dann eine weiterhin wachsende Gruppe zusammen und diskutiert über unterschiedliche Themen. Es sind dann auch immer alle Volontäre anwesend und wir Vergleichen dann sehr gerne Traditionen und Einstellungen, die in den unterschiedlichen Heimatsländern vertreten sind. Besonders freuen wir uns dann darüber, dass Masami interessante Geschichten aus Japan erzählen kann.
Der erste Schultag
Wie der erste Schultag in Deutschland aussieht, sollte euch, meine lieben Freunde, ja bekannt sein. In Kambodscha sieht das dann jedoch ein wenig anders aus, z.B. gibt es eine sehr wichtige Regel, die bestimmt, ob man reif genug ist, um in die Schule zu gehen – man muss mit dem Arm über den Kopf greifen und das gegenüberlegende Ohr berühren können. Das ist kein Scherz! Natürlich spielt auch das Alter einer Rolle und inwiefern das Kind schon lernfähig ist, aber diese Regel ist immer noch sehr stark vertreten. Also meine lieben Freunde, hättet ihr damals in die Schule gehen können?
Ein weiterer Unterschied zu dem deutschen Schulsystem im Allgemeinen ist, dass in Kambodscha der Stundenplan jeden Monat verändert wird und meistens haben die Schüler nur ca. 4 Stunden Unterricht pro Tag (sofern sie keinen Nachhilfeunterricht oder Ähnliches haben). Das hätte ich damals auch gerne gehabt! Worauf ich gerne verzichten kann, ist eine Klassengröße von 60 Schülern. Ich habe keine Ahnung, wie man sich dann konzentrieren kann und noch versteht, was der Lehrer sagt. Außerdem gibt es abgesehen von einem Notensystem noch eine Rangliste. Wenn eine Klausur geschrieben wird (was jeden Monat der Fall ist), dann werden die Schüler nach ihrem Ergebnis aufgelistet, deshalb sprachen unsere Schüler oft nicht von einer Punkteanzahl, die sie erreich haben, sondern davon, dass sie 6. Bester oder 3.Bester waren. Wir waren sehr stolz auf unsere Schüler, als wir hörten, wie fleißig sie lernen und wie weit vorne sie dann bei den Klausurergebnissen liegen. Immer weiter so!
Hochzeit
Wir wollten schon immer mal auf eine Hochzeit eingeladen werden, die ist nämlich ganz anders, als eine in Deutschland. Ich muss allerdings an dieser Stelle zugeben, dass ich auch noch nie auf einer Hochzeit in Deutschland war. Hier in Kambodscha sieht man ganz oft Hochzeiten auf den Straßen. Dann wird einfach ein großes Zelt aufgebaut mit Tischen, Stühlen und einer Bühne. Man hört dann schon von weitem die laute Musik und sieht bei Nacht die Laserstrahlen im Himmel. In Kambodscha ist eine Hochzeit jedoch nicht fest durchgeplant. Die Gäste kommen meistens etwas zu spät und verlassen die Hochzeit wann immer sie wollen. Teilweise stehen dann in den Zelten noch ein paar einsame Tische mit ein paar Personen, die sich noch unterhalten und die restlichen Tische und Stühle werden schon wieder weggeräumt. Was aber bei jeder Hochzeit sein muss, ist eine festliche Kleidung. Die Männer erscheinen im Anzug und die Frauen tragen unglaublich aufwändige und ausgefallene Kleider. Außerdem lassen die Frauen sich vorher professionell die Haare richten und sie werden stark geschminkt (teilweise erkennt man sie dann gar nicht mehr wieder). Die Braut trägt oft ein traditionell kambodschanisches Kleid, das normalerweise nicht weiß ist. Wenn die Hochzeit jedoch etwas westlicher ist, kommt es oft vor, dass sie ein weißes Hochzeitskleid trägt. Man kann als Frau in Kambodscha sogar seinen Nachnamen behalten, in Japan ist es Pflicht den des Ehemannes anzunehmen. Das führt ja gleich zum nächsten Punkt – Gleichberechtigung der Geschlechter.
Gleichberechtigung der Geschlechter
Wir haben zur Feier des Weltfrauentags (der ist sogar ein Feiertag in Kambodscha!) eine kleine Umfrage unter unseren Schülern gemacht. Das Ergebnis hat uns positiv überrascht. Viele Schüler berichteten uns, dass es in der Vergangenheit für die Frauen nicht so gut aussah, d.h. oft hatten sie wenige Rechte, als die Männer, allerdings hat sich da viel getan. Mittlerweile wäre es zwar nicht perfekt, da Frauen und Männer in einigen Bereichen immer noch nicht gleich behandelt werden, aber im Großen und Ganzen kann man sich weder als Frau noch als Mann beschweren. Wir haben uns auch sehr darüber gefreut zu hören, dass alle Schüler großes Interesse an diesem Thema haben und es ihnen sehr wichtig ist, dass kein Mensch bevorzugt oder benachteiligt wird. Was haben wir nicht für vorbildliche Schüler! Wer noch mehr erfahren möchte, kann ja auf facebook, unter https://www.facebook.com/SavepoorChildrenInAsia/?pnref=story vorbeischauen
Homosexualität
Hier in Kambodscha gehört Homosexualität zu einem der Themen, die man nicht unbedingt öffentlich bespricht. Wie überall auf der Welt gibt es hier natürlich auch homosexuelle Personen, die es aber hier leider nicht so ganz einfach haben. Homosexualität ist noch nicht sonderlich akzeptiert und viele Personen haben große Angst vor einem Outing. Deshalb trauen sie sich meistens gar nicht und versuchen nicht aufzufallen. Besonders die Eltern spielen eine große Rolle. Viele sind Homosexualität nicht besonders aufgeschlossen gegenüber und würden wütend werden oder sich schämen, wenn ihr Kind sich outen würde. Schön ist allerdings zu hören, dass es in den jüngeren Generationen schon viele Veränderungen gibt. Einige unserer Schüler kennen Personen, die sich geoutet haben und die keinerlei Probleme damit haben. Sie werden von ihren Freunden, Familien und Klassenkameraden akzeptiert und respektiert. Außerdem erzählten unsere Schüler uns, dass sie kein Problem damit hätten, wenn sich ein guter Freund oder eine gute Freundin sich als homosexuell outen würde. Es würde nichts an der Freundschaft ändern und sie würden sie genauso behandeln wie zuvor. Wie bereits erwähnt unsere Schüler sind sehr vorbildlich!
Das sind aber noch lange nicht alle Themen, die wir besprochen haben, denn wir haben viel zu viele Fragen und sind viel zu neugierig 🙂