„Laaa-laaa-laaaaaa
Laaa-laaa-laaaaaa
Laaa-laaa-laaaaaa“ (FURT – Mein Lied)

 

Hallo meine lieben Freunde,

Wenn sich meine Freunde oder meine Familienmitglieder sich bei mir melden (was nicht gerade selten vorkommt), ist die Standardfrage meistens „Hey, wie läuft’s in Vietnam?“. Eigentlich kann ich das sehr schnell beantworten – „sehr gut, und bei dir so?“. Aber das ist nicht alles und solange uns nicht die Energie und die Ideen ausgehen (und das wird nie passieren, da die Kinderleins uns ja immer von beiden ein Haufen liefern) wird es immer mehr zu berichten geben.

  1. Regen machen mit den Regenmacher

Hier in Vietnam gibt es rot-goldene Rohre, mit denen man Konfetti schießen kann. Es gibt dann auch noch einen ganz lauten Knall und das Zeugs fliegt einem um die Ohren. Keine Panik, wir haben keines der blinden Kinder damit erschrocken. Allerdings ist Maya ein großer Fan davon und zur Feier des Tages hat Jürgen mal ein Paar für sie mitgebracht. Maya durfte dann im Konfetti rumspringen und es mir ins Gesicht werfen und ich durfte das übrig gebliebene Rohr haben. Die Aufteilung klingt jetzt zunächst unfair, aber wir waren beide glücklich damit. Aus diesem Rohr kann man nämlich wunderbar einen Regenmacher basteln. Ich hatte ursprünglich vor, dass mit den Kindern zusammen zu machen, aber ich hatte dann doch zu viel Angst, dass sie sich an den Nägeln verletzten könnten. Das Risiko wollte ich also nicht eingehen, was aber nicht weiter schlimm war, da sie sich auch schon über den fertigen Regenmacher sehr freuten. Es durfte dann jedes Kind der Reihe nach (die geben das auch wirklich brav weiter!) den Regenmacher ausprobieren. Tuâ’n Anh gefiel er gut, er war schon beim Hochlaufen zum Kreativraum sehr interessiert an dem großen Rohr in meiner Tasche. Leider ist es bis zu dem Tag nur ein Regenmacher einer gewesen, was mich auf eine neue Idee brachte. Da Tuâ’n Anh eh gerade begeistert bei der Sache war, durfte er dann (mit Hoa zusammen) Klopapierrollen mit Wasserfarben anmalen. Die hatte ich bereits mit den Österreicherinnen zuvor gesammelt, da man mit denen immer was Schönes basteln kann. Bemalt sahen die dann auch richtig hübsch aus (vor allem wenn Tuâ’n Anh und Hoa das machen) und ich bastelte dann kleine Regenmacherrasseln daraus. Die waren eben wieder mit Nägeln, darum machte ich den Rest lieber alleine, aber diesmal wurden sie ja immerhin von den Kindern bemalt.

Mr.Vy kennt auch das Wort „rain“ und verstand sofort, worum es geht. Es schien so, als wären Regenmacher in Vietnam nicht so bekannt, da auch Mr.Vy sich ihn genau ansah. Er hat mir auch zu verstehen gegeben, dass ich praktisch sein Lehrer bin und ich ihm neue Sachen beibringe und darüber freut er sich sehr. Er hat mich sogar zu sich nach Hause eingeladen. Ich finde das irgendwie lustig, da ich doch eigentlich viel mehr von ihm lerne. Ich versuche jeden Tag etwas von seiner fröhlichen, lockeren Art zu übernehmen. Alleine schon wie offen und begeistert er immer dabei ist finde ich bemerkenswert. Da fällt mir auch gleich eine ganz besonders rührende Erfahrung ein. An einem Tag fing Hoa plötzlich ganz bitterlich an zu weinen und wollte gar nicht mehr weiter machen. Ich versuchte sie natürlich zu trösten, was aber schwer ist, wenn man nicht versteht was los ist. Zum Glück war es einer der Tage, an denen ein paar der Volontäre da waren. Eine Volontärin übersetzte für mich, dass Hoa ihre Familie vermisst und sie gerne wieder sehen möchte (zum Glück war das ein Freitag und an dem Tag dürfen sie ja nach Hause fahren, Hoa konnte es aber einfach nicht mehr abwarten). Dann übersetzte die Volontärin auch, dass Hoa traurig ist, da sie keinen Vater habe. Daraufhin lächelte Mr. Vy nur und sagte, dass das doch kein Problem wäre, da er doch ihr Vater sein könnte. Das war so unglaublich süß und nett von ihm, dass ich dann, anstatt Hoa, (fast) Tränen in den Augen hatte. Sie wurde dadurch auch wieder ruhig und konnte nach einigen Minuten wieder Lachen.

  1. Topfschlagen und Hütchenspiel

Was ich in meiner Kindheit immer sehr gerne gespielt habe ist Topfschlagen. Ich wollte diese Kindheitserinnerung dann gerne mit den Kindern im Heim teilen, aber die Spielweise wurde ein wenig abgeändert. Ngân und ich haben dafür den Bereich mit den Matten genutzt und Tuâ’n Anh schaute ganz interessiert zu. Vorher hatte ich mir aus der Küche 3 Metallschüsseln ausgeliehen. Diese verteilte ich auf den Matten und gab Ngân einen der Drumsticks. Ich erklärte (ja, das geht auch ohne Sprache) das Spiel Mr.Vy und er übersetzte für Ngân. Ich schlug dann kurz mit einem weiteren Drumstick eine der Schüssel an und Ngân musste diese dann finden. Sie war so gut und schnell, dass ich mit dem Schüsseln verteilen gar nicht hinterher kam. Oft schlug ich sogar nur ein Mal kurz auf eine der Schüsseln und sie wusste sofort die Richtung. Wenn sie dann wieder eine der Schüsseln gefunden hat schlug sie ganz begeistert mit ihrem Drumstick darauf. Wie bereits erwähnt stand Tuâ’n Anh an der Seite und schaute interessiert zu. Da er aber noch ein wenig sehen kann, macht dieses Spiel bei ihm wenig Sinn. Für ihn hatte ich aber eh eine weitere Idee mit den Schüsseln – und zwar ein Hütchenspiel. Dafür legte ich ein kleines Kuscheltier unter eine der zwei Schüsseln, vertauschte sie dann und er musste raten unter welcher Schüssel das Kuscheltier ist. Nach ein paar Runden buchte ich dann zwei Flüge nach Las Vegas. Tuâ’n Anh war richtig gut darin und fand so gut wie immer das Kuscheltier. Wie auch Ngân schon zuvor erntete er bei jedem Erfolg viel Applaus von mir und Umarmungen von Mr. Vy. Man kann in solchen Momenten auch sehen, wie sehr sich die Kinder freuen ein neues Spiel verstanden zu haben und es dann auch noch so gut meistern. Das macht dann nicht nur Spaß, sondern stärkt auch ihr Selbstbewusstsein.