„Komm setz dich zur Wehr, stell dich einmal quer, der nette Typ nicht mehr, denn das darfst du“

(die ärzte – das darfst du)

 

Hallo meine lieben Freunde,

wir Volontäre sind immer noch voll mit Unterrichten beschäftigt und wir haben immer noch Spaß dabei. Eine meiner Lieblingsklassen ist eindeutig die ABC-Advanced Klasse. Wenn Inka und ich sie gemeinsam unterrichten passiert einfach immer etwas Lustiges – erst vorgestern mussten wir eine (anscheinend lernfreudige) Kuh aus dem Klassenzimmer scheuchen. Es sind aber nicht unbedingt die äußeren Umstände, die den Unterricht jedes Mal zu einem einmaligen Erlebnis machen, sondern natürlich die Schüler.

ABC-Advanced

In dieser Klasse sind ca. 20 Schüler. Da sich der Stundenplan der Public school jeden Monat ändert, müssen wir unseren daran anpassen. Das Vor- sowie auch Nachteile. Ein Vorteil ist, dass es eine Abwechslung ist und alle Schüler bekommen früher oder später die Chance zu unserem Unterricht zu kommen, da er dann eben nicht zur gleichen Zeit wie der Schulunterricht ist. Ein eindeutiger Nachteil ist, dass man dann immer alles umstellen muss und jedem Schüler Bescheid gegeben werden muss. Wir haben jetzt aber Dank dem Wechsel noch mehr Schüler „zurück gewonnen“. Darüber freuen wir uns sehr und noch mehr freuen wir uns, wenn sie sich so super in den Unterricht finden, wie es diese Schüler geschafft haben. Obwohl sie einen Monat nicht in der SCAO Schule waren, sind sie gleich am ersten Tag des neuen Monats erschienen und haben sogar unseren kleinen Test mit Bravour bestanden.

In der letzten Woche haben Inka und ich im Unterricht ein bestimmtes Thema behandelt. Es ging um vowels (Vokale) und consonants (Konsonanten) und damit in Verbindung dann um die Artikel „a“ und „an“. Für die Schüler ist das gar nicht so einfach, da es keine Artikel in Khmer gibt und damit spielen vowels und consonants keine große Rolle. Am besten lernt man natürlich wenn man so viel Spaß hat, dass man gar nicht merkt, dass man lernt und man den Anschein hat, die Zeit würde viel zu schnell vorüber gehen. Genauso wollen wir unseren Unterricht gestalten. Das heißt jetzt aber nicht, dass wir die ganze Zeit spielen. Im Gegenteil, es gibt jeden Tag eine „Dictation“, die auch korrigiert und verbessert wird. Zudem gibt es individuelle Abfragen, kleine Test und Überprüfungen an der Tafel. Ich gebe euch mal ein paar Beispiele, wie wir den Unterricht gestalten, da könnt ihr euch ein besseres Bild von machen. Zunächst haben wir den Schülern nur Wörter beigebracht und die Artikel außen vor gelassen. Es waren zunächst nur Wörter, die mit Konsonanten beginnen, z.B. lion, tiger, pig. Als sie dann diese Wörter einwandfrei beherrschten, haben wir die Wörter, die mit Vokalen beginnen dazu genommen, z.B. ice cream cone, earaser, orange. Damit sie die Wörter verstehen und sie sich merken können haben wir sie in Khmer übersetzt, dictations gemacht, sie die Gegenstände und Tiere malen lassen. Außerdem wir haben jedem eine Buchstabenkarte gegeben, dann mussten sie sich so aufstellen, dass die Buchstaben das entsprechende Wort bilden und vieles mehr. Erst dann haben wir die Artikel erklärt. Glücklicherweise gibt es einen vowelsong, den wir den Kindern gezeigt haben und den singen sie sehr gerne (es ist auch ein echter Ohrwurm!). Zusätzlich haben wir die Schüler das Alphabet anschreiben lassen und einkreisen welcher Buchstabe ein vowel ist. Als sie den Unterschied zwischen vowels und consonants verstanden haben, haben wir dann die Verbindung zu „a/an“ erklärt. Damit das im Kopf verankert wird, haben wir uns mehrere Spiele einfallen lassen, z.B. gibt es das sehr beliebte Pointing Game. Hierbei werden die Schüler in zwei Teams aufgeteilt, die gegeneinander antreten. Man lässt dann die Schüler ganz viele verschiedene Wörter oder nur einzelne Buchstaben an die Tafel schreiben (bei uns kamen dann logischerweise die beiden Artikel hinzu). Dann treten jeweils zwei Schüler aus den verschiedenen Mannschaften gegeneinander an. Sie drehen sich mit dem Rücken zu Tafel, man sagt ein Wort, sie drehen sich um und zeigen auf das richtige Wort bzw. die Buchstaben und dem dazugehörigen Artikel. Zeigen ist ein wenig untertrieben, meistens Klatschen sie gegen die Tafel, so dass sie wackelt. Wenn dann ein Schüler gewinnt freut er sich riesig und wir haben schon viele unterschiedliche Freudenstänze gesehen. Ein weiteres Spiel ist das Runninggame. In diesem Fall gibt es ein Feld für „a“ und eins für „an“. Wir sagen dann Wörter und die Schüler müssen dann zu dem Feld mit dem entsprechenden Artikel rennen. Diese Spiele sind immer perfekt für den „Creative Friday“ .

Die Kids haben aber nicht nur am Lernen Spaß, ihnen fällt immer etwas ein wie sie uns ärgern können. Besonders ein kleiner Frechdachs macht immer wieder Scherze auf unsere Kosten und wir müssen ihn ab und zu ermahnen sich wieder auf seinen Platz zu setzen. Man kann ihm aber nicht wirklich böse sein und an sich streng zu sein ist sehr schwierig bei dieser Klasse. Sie sind einfach alle viel zu süß und motiviert bei der Sache. Das Schlimmste, was wir einem Schüler androhen können ist, dass wir ihn nach Hause schicken. Das ist aber noch nie passiert, da die Schüler auf jeden Fall weiter beim Unterricht mitmachen möchten. Wir wollen ja auch keine Lehrer sein, die sehr streng sind, viel Druck ausüben und dann den Unterricht ohne Motivation und Unterhaltung gestalten. Diese Art des Unterrichtens ist auch eindeutig hilfreich. Wie bereits erwähnt haben wir einen kleinen Test geschrieben und da fast alle volle Punktzahl haben sind wir sehr stolz. Sogar der kleine Frechdachs hat volle Punktzahl erreicht.