„Du bist zu gut für diese Welt,
nur bescheiden, wie Du bist,
hast Du das keinem erzählt.“ (FURT – Find dich gut)

Hallo meine lieben Freunde,

wir ihr ja bereits erfahren habt sind die meisten Volontäre von SCAO Deutsche. Allerdings haben wir in SCAO 2 noch eine englische Volontärin und in SCAO eine japanische Volontärin. Wir freuen uns sehr darüber, da wir damit mehr gezwungen werden auch untereinander Englisch zu reden. Dadurch verbessern wir unsere eigene Aussprache und lernen immer mehr Vokabeln dazu. Außerdem erfährt man dann viel über die englische bzw. japanische Kultur. Besonders in der Conversation class ist es sehr interessant die kambodschanische Kultur und Tradition nicht nur mit der deutschen, sondern auch mit der japanischen zu vergleichen. Außerdem sind die Schüler sehr interessiert und wir wollen keinesfalls diese Neugier ausbremsen. Aus diesem Grund gibt es neben dem Englischunterricht auch Deutsch- und Japanischunterricht. Dieser Unterricht ist genauso wie die anderen freiwillig und es haben sich viele Sprachenbegeisterte Schüler zusammengefunden.

Japanischunterricht

Meine Volontärkollegin Masami war von Anfang an sehr beliebt bei den Schülern. Nicht nur weil sie die einzige Japanerin ist, sondern weil sie eine sehr positive Ausstrahlung hat und ihr Lachen unfassbar ansteckend ist. Die Schüler fragten sie anfangs nur ob sie ihnen vielleicht sagen könnte was „Hallo“ in Japanisch heißt. Es fragten dann jedoch immer mehr Schüler nach immer mehr Vokabeln, also kam Masami auf die Idee eine Japanischklasse zu Gründen. Die findet nun ein Mal die Woche statt und selbst die anderen Volontäre werden dann zu Schülern. Besonders Inka hat großes Interesse daran Japanisch zu lernen, also setzt sie sich zwischen ihre Schüler und schreibt fleißig mit. Masami freut sich sichtlich an so einem großen Interesse und sie unterrichtet dann mit großer Begeisterung (wirklich, ich habe noch nie gesehen, dass sie schlechte Laune!). Die Schüler lernen natürlich dann nicht nur die Vokabeln und die Grammatik, Masami lässt sich immer wieder was Neues einfallen, z.B. erzählt sie von japanischen Feiertagen und ihrem Leben in Tokyo. Damit die Schüler sich dann ein Bild davon machen können, zeigt sie immer wieder Fotos auf ihrem Laptop.

Masami bleibt zwar nur 2 Monate hier in Kambodscha und danach wird keiner mehr den Unterricht weiterführen können (außer es kommen mehr japanische Volontäre). Ihr fragt euch dann sicherlich inwiefern das dann sinnvoll ist. Es geht hier aber nicht unbedingt um den Sinn dahinter. Die Schüler und die Volontäre haben Spaß und viele benutzen die neuen Vokabeln schon in ihrem Alltag, z.B. werden wir jetzt immer häufiger mit „こんにちは“ (Kon’nichiwa) und nicht mehr mit „Hello teacher“ begrüßt. Außerdem wieso sollten wir das Interesse und die Begeisterung der Schüler ausbremsen? Das macht dann wirklich keinen Sinn.

Deutschklasse

Ähnlich wie bei der Japanischklasse beruht auch die Deutschklasse auf dem Interesse der Schüler. Glücklicherweise gibt es immer deutsche Volontäre vor Ort, also wird diese Klasse lange bestehen. Der Leiter dieser Klasse ist Jako und solange ich hier bin unterstütze ich ihn dabei. Wir haben die Klasse in zwei verschiedene Bereiche aufgeteilt, in die Anfänger und die Fortgeschrittenen. Das heißt jedoch nicht, dass es eine klare Trennlinie in der Klasse gibt, sehr oft tauschen sich die Seiten gegenseitig aus und wir machen viele Aufgaben mit der gesamten Klasse. Mit dem Anfängerteil der Klasse habe ich die letzten Wochen mehrere Themen behandelt. Angefangen haben wir mit Vokabeln bzgl. der Familie, d.h. sie können einem jetzt erzählen, welche Familienmitglieder sie haben, wie sie heißen und wie sie so sind. Es hat mich immer wieder von neuem überrascht, wie schnell sie die neuen Vokabeln gelernt haben. Meistens konnten die Schüler sie schon am nächsten Tag einwandfrei aussprechen und schreiben. Nur mit den drei Umlauten „ä,ö,ü“ haben sie noch Schwierigkeiten. Was jedoch auch verständlich ist, da es diese Töne im Khmer nicht gibt. Abgesehen von den Familienvokabeln gibt es jeden Tag automatisch neue Vokabeln dazu, da sie immer wieder fragen, ob wir nicht ein englisches Wort für sie übersetzten könnten. Das machen wir natürlich sehr gerne. Abgesehen von Vokabeln lernen sie auch die Verben, in den letzten Tagen hat mein Teil der Klasse gelernt die Verben „können, möchten, dürfen und sein“ zu konjugieren. Dadurch haben sie das „Ö“ und das „Ü“ gleich nochmal geübt.

Jako ist mit seinen fortgeschrittenen Schülern schon ein wenig weiter. In den letzten Tagen haben sie das Perfekt kennen gelernt und damit auch wann sie es wie einsetzten. Das ist sehr schwierig, weil es im Khmer keine Zeiten gibt, es gibt nur ein Wort für die Vergangenheit und eins für die Zukunft. Zudem wissen sie jetzt welche Artikel (also die bestimmen Artikel „der, die, das“) zu welchen Nomen gehören. Das ist weder für Schüler noch Lehrer einfach. Es gibt ja auch keine Artikel in Khmer und jetzt erkläre mal, wieso es „die Tür“ heißt, obwohl die Tür ja nicht weiblich ist, sondern ein Gegenstand. Da habe ich dann ebenfalls die Ohren gespitzt und wusstet ihr, dass es dafür Regeln gibt? Genau das ist dann das Schwierige an der Deutschklasse, als Muttersprachler weiß man einfach wie man es ausspricht oder wie man es schreibt (bis auf wenige Ausnahmen), aber man weiß nicht wieso. Man hat da einfach ein Gefühl für. Im Englischen wiederum musste man ja genauso wie unsere Schüler jetzt mal die ganzen Regeln lernen. Jako macht seinen Job aber sehr gut und ich bin immer wieder überrascht welche Regeln und Eselsbrücken er so kennt.

Wir wollen aber nicht nur den Schülern die deutsche Sprache näher bringen, wie Masami auch erzählen wir viel über die deutsche Kultur und die Traditionen. Besonders beliebt sind auch Zungenbrecher und Redewendungen ( „it is not the yellow from the egg“ „you are on the woodway“…ihr wisst schon). Abgesehen davon wollen wir den Schülern den Unterricht so interessant und abwechslungsreich wir möglich gestalten. Aus diesem Grund gehen wir momentan das Lied „Gewinner“ von Clueso durch. Ihr werdet sicher überrascht sein zu lesen, dass ich dieses Lied ausgesucht habe und es trotzdem weder von „die ärzte“ oder „Farin Urlaub Racing Team“ ist. Das liegt daran, dass in diesem Lied ganz oft „Wir sind“, „Du bist“ und „ich bin“ vorkomm. Da wir ja die Tage vorher erst das Verb „sein“ mit der Klasse durchgenommen haben, ist das dann eine schöne Wiederholung. Wer das Lied kennt, weiß dann aber auch, dass die Übersetzung gar nicht so einfach ist, da sehr vieles metaphorisch gemeint ist und auf Wortspielen basiert. Trotz alldem sind wir begeistert über das Ergebnis. Es ist nicht nur so, dass man immer wieder Schüler dieses Lied singen hört, es ist auch so, dass sie verstehen worum es geht und jede Menge neue Vokabeln dazu gelernt haben.

Das ist auch die große Gemeinsamkeit dieser beiden Klassen. Die Schüler sind so motiviert bei der Sache und überraschen uns Lehrer immer wieder mit sehr guten Ergebnissen. Ich wünsche mir, ich hätte damals so viel Energie und Ehrgeiz gehabt wie diese Schüler hier. Dazu kommt, dass sie ganz bescheiden sind und niemals mit ihrem Können angeben. Selbst in der Deutschklasse, die ja in zwei verschiedene Levels aufgeteilt ist, ist es nie so gewesen, dass die Fortgeschrittenen sich über die anderen lustig machen oder ähnliches. Im Gegenteil, sie sind ganz bescheiden und helfen den anderen gerne. Alle Schüler haben ein sehr großes Lob verdient und können sehr stolz auf sich sein.