Vor unserer Reise mit einem fünfjährigen Kind hatten wir einige Bedenken und wurden auch mit den Befürchtungen anderer bedacht. Wir möchten von unseren Erfahrungen berichten.
Wir (oder andere) hatten folgende Bedenken:
- Anstrengende Langstrecken-Flüge und Fahrten
Wir waren erstaunt, wie problemlos lange Fahrten, Flüge übernacht und ähnliches mitgemacht wurden.
Bei der Reiseorganisation haben wir aber darauf geachtet, dass es während dem Reisen wenig Unsicherheiten gibt, da wir gemerkt haben, dass unser Kind sehr empfindlich darauf reagiert, wenn wir selbst unsicher sind, z.B. über den richtigen Weg oder beim Aushandeln von Fahrpreisen. Anders als beim Alleinereisen haben wir deshalb vieles vorher geplant.
Wir haben auf 16-stündige Nachtfahrten im Regionalbus und ähnliches verzichtet und uns oft ein Auto mit Fahrer gemietet. Toilettenstops und ähnliches sind so jederzeit möglich.
- „Das Kind wird Heimweh haben!“
Unser Kind hat auf der gesamten Reise von 5 Monaten ungefähr 3-mal gesagt, sie vermisse ihre Freunde. Und zwar nur in Situationen, in denen sie müde war: nach dem Hinflug nach Vietnam und bei späten Schlafwagenfahrten im Zug. In der Regel wurde der Satz „Ich vermisse meine Freunde“ sofort ergänzt um den Zusatz: „aber hier ist es auch sehr schön!“
Auf die Frage, ob sie jetzt nach hause fahren würde wenn sie könnte, wurde geantwortet, sie wolle lieber noch bleiben. Heimweh nach der Heimatstadt oder der eigenen Wohnung wurden nie geäußert. Jeder Ort an dem wir waren wurde schnell zur neuen Heimat gemacht. Die Länder in denen wir gereist sind – Vietnam und Indonesien – haben es uns dabei sehr leicht gemacht, da wir schnell Kontakte fanden, und sofort in Familien aufgenommen wurden.
- Krankheiten
Größere Krankheiten hatten wir zum Glück nicht. Und für kleinere Unpässlichkeiten waren wir mit unserer Reiseapotheke sehr zufrieden.
Aber der Gedanke, wie weit der nächste Arzt oder das nächste Krankenhaus weg ist (und das waren oft mehrere Stunden), war oft dabei. Manche Kletterei oder ähnliches wurde aus dem Grund verboten.
Vor der Reise hatten wir viele Impfungen, was für Elena nicht leicht war. In Lombok haben wir Malaria-Prophylaxe-Medikamente genommen. Trotz unserer Bedenken haben wir diese gut vertragen. Erleichternd waren die Erfahrungen mit den Menschen vor Ort, die uns viele Ängste vor der Ansteckung mit Malaria genommen haben.
- Fehlender Kontakt zu anderen Kindern
Überall, aber wirklich überall sind kleine 4- oder 5-jährige Mädchen aufgetaucht, oder größere Kinder oder Kinderhorden. Innerhalb von wenigen Minuten wurden Freundschaften geschlossen und miteinander gespielt. Sprachprobleme gab es nie. In der Regel wussten wir immer wo sich unser Kind gerade aufhält, weil man nur den „Elena“-Rufen folgen musste.
- Schwierigkeiten bei Ortswechsel
Gab es nicht. Jeder neue Ort wurde sofort eingenommen, aber bei der Abreise auch ohne Wehmut hinter sich gelassen.
Wir haben unsere Reise Elenas Bedürfnissen insofern angepasst, dass wir an allen Orten (wenn möglich) länger, mindestens 5 Tage bis zu 2 Monaten geblieben sind, da viele schnelle Ortswechsel zu anstrengend wurden. Somit war es auch leichter, Kontakte zu knüpfen.
- Essen
Unser Kind hat vieles probiert und in der Regel gab es immer etwas was sie essen konnte.Vor allem in Vietnam besteht das Essen oft aus vielen Komponenten, die man sich mit Reis selbst zusammenstellen kann: ideal. Auf Sumatra wurde sehr scharf gekocht, da hatten wir immer ein Flasche Ketschup dabei als Notfallsoße für Reis oder Nudeln.
- Tiere und Insekten
Die Angst vor giftigen Tieren wurde vor Ort relativiert. Die Menschen dort haben uns die Ängste genommen. Unser Kind hat sich schnell an das Kribbel-Krabbel gewöhnt, aber große Spinnen, Kakerlaken im Zimmer oder wilde Affen auf dem Balkon fand sie nicht so toll. Richtig eingeschränkt hat uns das aber kaum. Nur als andere Wanderer mit blutüberströmten Beinen voll Blutegel aus dem Urwald kamen, hat sie sich geweigert da hinein zu wandern.
Großer Gewinn beim Reisen mit Kind
Was wir nicht bedacht hatten, war der große Gewinn den Reisen mit Kind für uns bedeutet hat. Zum einen hat die Entschleunigung des Reisens uns sehr gut getan. Nicht nur für unser Kind war es schön, mehrere Tage oder Wochen an einem Ort zu sein. Für uns selbst stellte sich diese Art des Reisens als sehr angenehm heraus.
Auch das durchaus komfortable Reisen z.B. mit Auto, Fahrer, gemütlichem Schlafwagen oder Flugzeiten zu kinderfreundlichen Zeiten hat vieles für sich.
Was aber besonders in den beiden Ländern, in denen wir unterwegs waren, beeindruckt hat, war die unerschöpfliche und nie endende Offenheit und Freundlichkeit der Menschen. Besonders eben sobald ein Kind auftaucht, vor allem ein blondes. Die Menschen kamen auf Elena zu, sprachen sie an und bezogen sie sofort ein. Und uns im Schlepptau mit dazu. Wir wurden ständig angesprochen und fanden so schnell Kontakte. Unser Kind hat uns Herzen und Türen geöffnet.
Zudem wird man als Frau mit Kind in Indonesien als Mutter quasi geheiligt und mit viel Respekt behandelt. Sehr angenehm. Oft wurde ich nicht mit Namen angesprochen, sondern mit „Mama“.
Ganz allgemein war es wunderschön, gemeinsam als Familie so lange Zeit gemeinsam zu reisen und gemeinsam so viel zu erleben und entdecken.
Saigon, Vietnam, 24 Stunden vor der Heimreise