„Das Leben ist ’ne Party, eine endlose Party.
Das Leben ist ’ne Party und Du bist dabei“ (die ärzte – Herrliche Jahre)

 

Hallo meine lieben Freunde,

wie bereits angekündigt war am 14. Dezember unsere Weihnachtsfeier. Der ganze Aufwand hat sich sowas von gelohnt. Es war ein unglaublicher Abend, den wir alle so bald nicht vergessen werden.

Morgens trafen wir uns mit den Volontären im Partyraum und dekorierten den zusammen. Wir mussten dafür auch Joes Geschenke und den riesen Dekofuß zu dem Raum bringen. Wie alle in Vietnam wurde auch das mit dem Moped transportiert. Als Ausländer fällt man ja schon in Hai Duong auf, aber mit einem riesigen, bemalten Pappkartonfuß noch mehr. Ihr hättet die Blicke sehen müssen 🙂

Wir übten mit den Teenagern auch nochmal das Lied für Joe. Man sagt ja immer, dass die Aufführung gut läuft, wenn bei der Generalprobe alles schief geht. Hier war es aber ganz anders, die Generalprobe war schon genial (die hatten eindeutig heimlich geübt!) und der Auftritt dann erst recht. Bevor die Aufführung aber anfing mussten noch jede Menge Sachen geklärt, geprüft, organisiert und geändert werden. Um 17:00 Uhr ging es dann los. Wir hatten schon vorher einen Plan ausgearbeitet, aber was wir nicht eingeplant hatten ist, dass es in Vietnam keinen Plan gibt, d.h. jeder durfte auf seine eigene individuelle Art sich bei der Aufführung einbringen und das dann auch gerade wann es am besten passte.

Die Kinder wurden mit einem Bus von dem Heim zu dem Partyraum gebracht. Sie waren alle ganz aufgeregt und voller Vorfreude. Es ist (leider) für die Kinder nicht selbstverständlich, dass man mit ihnen mal Weg geht und was draußen unternimmt. Die meiste Zeit verbringen sie doch im Heim, in der Schule oder dann zu Hause (das werden wir spätestens nächste Woche etwas ändern). Dann war das ja auch kein normales Restaurant und kein normaler Abend. Die Kinder genossen sichtlich, in einem so großen Raum mit so vielen Bekannten zusammen zu sein, miteinander zu reden, zu essen und zu lachen. Sie lernten zudem auch neue Personen (hauptsächlich Volontäre) kennen und sie konnten eine (teilweise von ihnen auch selbst aufgestellte) Show erleben. Alleine das ist ja schon besonders.

Die Feier begann mit zwei Liedern, zunächst von dem mutigen Musikclub des Heims und dann von der mutigen Mai. Ich betone das mutig, da man schon Nerven braucht, wenn man vor über 100 Leuten auf der Bühne singt. Meinen Respekt haben die Sänger auf jeden Fall. Danach wurde das Essen serviert und man konnte sehen, dass es den Kindern sehr schmeckte. Während dem Essen wurden auf einer Leinwand Bilder von „Walk the line“ gezeigt, damit man sich ein besseres Bild von dem machen konnte, was Joe so erlebt hat. Danach hieß Jürgen alle willkommen und damit es jeder verstand übersetze seine Frau Ha alles auch noch ins Vietnamesische. Der Abend sollte aber nicht so einer sein, der nur aus ellenlangen und langweiligen Reden besteht, also fasste Jürgen sich kurz und holte dann auch gleich mal Santa Claus auf die Bühne. Nein, diesmal steckte nicht ich in dem Kostüm, sondern Joe. Dieser brachte als Geschenk für die Kinder einen gigantischen Scheck (jetzt nicht nur die Summe, sondern wirklich auch die Größe betreffend) mit. DerScheck stand symbolisch für das gesammelte Geld von seinem „Walk the line“ Projekt. Es ist schon etwas ganz anderes für die Kinder, wenn man ihnen erzählt „Ja da ist so ein verrückter Typ, der in Australien läuft und dadurch Geld für euch sammelt“, als wenn wirklich eine Person vor einem steht, direkt mit einem redet und dann einen so großen Scheck überreicht. Ich glaube aber, dass es immer noch etwas Zeit braucht, bis das wirklich zu den Kindern vollständig durchgedrungen ist. Bei mir selbst dauert das auch noch.

Normalerweise verschwindet ja dann der Santa Claus und wünscht allen noch frohe Weihnachten. Wir drehten aber den Spieß um und schenkten dann ihm selbst auch noch was. Das erste Geschenk waren zwei große Füße, die wir auch einem Plakat von Joe ausgeschnitten haben und auf deren Rückseite alle (also nicht nur alle Kinder, sondern auch das ganze Personal, Mr. Vy und auch wir) unterschrieben haben. Das zweite Geschenk war die Leinwand, die wir mit den Kindern bemalt und belaufen haben. Das dritte Geschenk war dann das Lied. Es war unglaublich. Joe war richtig gerührt und auch einige der Sängerinnen hatten Tränchen in den Augen. Die Sänger haben sich in den letzten Tagen echt nochmal so sehr ins Zeug gelegt, dass auch ich selbst sehr überrascht war, wie gut es lief und sie trauten sich sogar richtig laut zu singen. Was mich ebenfalls überraschte war, dass auch wir beschenkt wurden. Einige der Kinder hatten Bilder für uns gemalt. Mr. Vy hat diese Bilder gerahmt und uns dann mit den Kindern zusammen überreicht. Das war echt super nett und wir haben uns alle sehr gefreut. Mr. Vy war so von unserem Lied begeistert, dass wir es dann auch gleich nochmal singen sollten. Dann durften wir endlich von der Bühne und die Volontäre übernahmen die Show.

Diese hatten extra für den Abend zwei Tänze vorbereitet, die sie dann auch vorführten. An dieser Stelle muss ich den Volontären im Allgemeinen danken. Vielen Dank, dass ihr geholfen habt, beim aufbauen, beim planen, beim übersetzten, beim Kinder her- und zurückbringen, beim Kinder zur Toiletten bringen, beim Unterhalten, beim Essen und einfach bei allem. Ohne diese jungen, motivierten Engel wäre das Ganze nie möglich gewesen. Außerdem ein großes Dankeschön für die T-Shirts, die sind super und wir werden die so lange nicht ausziehen!

Wenn ich schon beim danken bin möchte ich auch Jay danken, der sich extra freigenommen hat, um an diesem Abend während wir singen die Gitarre zu spielen. Er war aber nicht nur an diesem Abend da, sonder auch vorher beim Proben und beim Aufbauen.

Außerdem noch dem „Staff“ von Jürgen, der uns immer tatkräftig unterstützt hat. Zum Beispiel hat Hien die Poster entworfen und sie haben auch beim Ablauf des Abends uns immer wieder unterstützt. Also auch ein großes Dankeschön an die Mitarbeiter vom Restaurant.

Auch ein großes Dankeschön an die Sponsoren und die Spender. An dem Abend sind auch jede Menge Spenden reingekommen, dass es sich alleine schon dafür gelohnt hat.

Aber bevor ich jetzt auch Tränchen im Auge habe, geht es weiter im Text. Also nach dem Auftritt der Volontäre spielte einer der Studenten noch Flöte. Er und ein Mädchen sind die ersten und (bis jetzt) einzigen blinden Studenten in Vietnam. Beide studieren Musik und sind unglaublich talentiert.

Nachdem die Feier so glatt gelaufen ist, sind wir vier Mädchen uns noch zusammen gesetzt und haben den Abend Revue passieren lassen. Wir sind froh, dass wir nun nicht mehr so viel Organisatorisches zu tun haben und uns flexibler mit den Kindern beschäftigen können. Gleich den Tag danach sind wir zu ihnen und vielleicht kam es mir nur so vor, aber sie begrüßten uns noch fröhlicher und aufgeweckter als sonst. Ich bin mir sicher, dass dieser Abend noch lange Gesprächsthema sein wird.

Habe ich etwas vergessen? Oh, stimmt ja, da ist ja noch jemand dem ich danken muss. Einmal Santa Claus, der ja der Mittelpunkt des ganzen Geschehens war und der so viel für die Kinder getan hat und auch an diesem Abend wieder gezeigt hat, wie wichtig ihm die Kinder sind. Da wäre noch jemand bei dem ich mich bedanken muss – bei Jürgen und seiner Familie. Es ist ja nicht nur so, dass wir vier bei ihnen wohnen, es ist ja auch so, dass er bei „Walk the line“ seine Finger mit im Spiel hatte. Er stand praktisch immer mit Joe in Verbindung und half wo es nur ging. An diesem Abend zeigte er auch, dass das noch lange nicht alles ist und er weiter motiviert den Kindern das Leben verschönern wird. Das Danke geht ja aber nicht nur an ihn, sondern auch an seine Frau Ha, die nicht nur übersetzt sondern Stars of Vietnam tatkräftig unterstützt Außerdem ein großes Danke an Maya, die immer gute Laune hat (selbst um 7:00 Uhr morgens) und immer mit ihrem Lachen alle anderen ansteckt.

Das war es dann aber auch, ich rutsche ja schon auf meiner Schleimspur aus 🙂