„Ich bin nur ein kleines Licht,
und wenn Du fragst, ob mich das stört.
Nein, das stört mich nicht (das stört ihn nicht).“ (die ärzte – der Afro von Paul Breitner)
Bút Tháp – Gut und Böse
Hier gibt es wunderschöne, sehr alte und unbeschreiblich wertvolle Tempelanlagen, die alle mit dem konfuzianischen Glauben zusammen hängen. Was sofort ins Auge fällt ist eine riesige Statue, die den „Ông Ác“ darstellt. An seinen Gesichtszügen und seinem rot gefärbten Gesicht kann man sehr schnell erkennen, dass er das Böse verkörpern soll. Eine weitere, genauso große Staute zeigt den weißgesichtigen „Ông Thiện“, der das Gute darstellen soll. Der Löwe unter seinem rechten Knie soll auch (wie das Ungeheuer) hier einen Beschützer und nicht einen Angreifer darstellen. Es gibt weitere 6 Statuen die jeweils in zwei 3er Gruppen aufgeteilt sind. Die zeigen 2 verschiedene Könige die mit 2 Beratern begleitet sind. Bei dem ersten König handelt es sich eher um einen freundlichen und barmherzigen König. Das erkennt man daran, dass der Berater zu seiner Rechten sehr zornig und böse aussieht. Der zu seiner linken sieht aber eher so freundlich und nett wie der König selbst aus. Die beiden Berater erinnern an bisschen an „Teufelchen und Engelchen“. Genauso ist es bei dem zweiten König. Dieser gleicht aber mehr dem zornigen Berater. Außerdem handelt es sich bei dem zweiten König um einen Mediziner. Das erkennt man daran, dass an seiner Kopfbedeckung auf beiden Seiten so „Löffel“ abstehen.
Bút Tháp – die gegenüberstehenden Statuen
Das ist aber lange nicht alles, es gibt Statuen die sich gegenüberstehen und sich gegenseitig ergänzen. Das waren so viele, dass ich mir leider nicht alle merken konnte, aber es gibt ein paar Beispiele, die ich mit behalten konnte. Eine Statue zeigt einen Mann, der lächelnd seine Brust entblößt. Das soll zeigen, dass man Offen gegenüber anderen Personen sein soll und auch Berührungen zu lassen soll. Ihm gegenüber sitzt derselbe Mann, aber diesmal ist er nicht mehr so glücklich und er bedeckt seinen Schritt. Damit wird ausgesagt, dass es trotzdem immer Grenzen gibt, die man nicht überschreiten darf. Ein weiteres Statuenpaar, deren Bedeutung ich mir merken konnte war die Frau mit Männerkörper und der Mann mit dem Hund. Ersteres soll „die Frau im Mann“ darstellen und steht für Homosexualität. Letztere soll zeigen, dass jeder liebt und, dass neben den Menschen auch Tiere geliebt werden sollen. Man erkennt hier schon, dass Konfuzius seiner Zeit sehr weit voraus war und sehr fortschrittlich gedacht hat.
Bút Tháp – der drehende Turm
Es gibt auch noch einen sehr großen, roten Turm. Um sich den genau anzusehen (was sich auch lohnt) muss man eine kleine Treppe hoch und ihn dann umrunden. Er ist mit goldenen Abbildungen versehen. Diese symbolisieren die Weisheiten Konfuzius. Laut einer Legende drehte sich der Turm damals und ein Mann, der sehr weise war und schon sehr weit fortgeschritten war auf seinem konfuzianischen Glaubensweg bekam dadurch sein Essen. Er stellte jeden Tag eine leere Reisschüssel auf den Sockel des Turmes, dieser drehte sich und sie kam mit Reis gefüllt wieder. Als er dann einen Gast für eine längere Zeit hatte, musste dieser ja auch ernährt werden. Der weise Mann stellte dann versuchshalber eine zweite Schale auf den Turm und nach einer Drehung waren beide mit Reis gefüllt. So ging das die nachfolgende Zeit bis der Gast den weisen Mann verließ. Anstatt wieder zu seiner einen Schale Reis zurück zu kehren, ließ dieser aus Habgier beide stehen. Da hörte sich der Turm auf zu drehen und er bekam nicht nur keinen Reis mehr, sondern konnte auch seine Erhöhung zum Buddha dann ganz vergessen.
Bút Tháp – der bevorstehende Turm? (Der Bảo Nghiêm-Turm)
Dieser Turm steht etwas außerhalb mit anderen Türmen zusammen. Leider sind viele davon nur noch Brösel, andere nur noch ein Sockel und andere nur noch teilwiese erhalten. Es ist also schon lange Zeit sich um den Erhalt dieser Schätze zu kümmern. Auf einem gut erhaltenen Turm sind u.a. jede Menge kleine Schriftzeichen, aber auch Bilder. Auf diesen Bildern kann man das sehen, das uns evtl. in den nächsten Jahren bevor stehen wird. Es beginnt damit, dass ein Ungeheuer aus dem Wasser (ihr wisst ja, Ungeheuer sind nicht unbedingt negativ gemeint, sie sind oft Beschützer und alles entstand ja aus dem Wasser) die Erde empor hebt. Die Verantwortung für die Erde wird dann auf die Schultern der Menschen gelegt. Diese müssen sich also auch um alle Tiere und Pflanzen kümmern. Da die Menschen das aber nicht sonderlich gut machen, wird die Last immer schwerer. Irgendwann ist sie dann zu schwer, der Mensch bricht ein und alles versinkt von Neuem im Wasser. Verhindern kann das nur der Mensch und niemand anderes.
Bút Tháp – Gebete
Wir sahen auch einen Mönch, der sehr konzentriert beim Beten war. Abwechselnd hat er dann die Klangschale oder das Holzgefäß angeschlagen. Er hat auch viel dabei gesprochen, was ich ja leider nicht verstehen kann. Nun waren wir dann auch mit Beten an der Reihe. Wir hatten extra vorher uns Sachen zum Verbrennen gekauft. Hier in Vietnam verbrennt man gefaltete Sachen aus Papier, z.B. Geld, iphones, Häuser und Klamotten, da diese dann mit dem Rauch zu den verstorbenen Angehörigen gebracht werden. Wir verbrannten Papiergeld und zündeten dann auch Räucherstäbchen an. Diese steckten wir in ein Gefäß gefüllt mit Sand und dann verbeugten wir uns 3-mal vor einer Gruppe von Statuen. Dabei denkt man an die Angehörigen und wünscht sich oder jemand anderen etwas. Ich selbst bin zwar kein bisschen religiös, aber diese Zeremonie lässt einen nachdenken. Man denkt nicht nur an die Verstorbenen, sonder fragt sich auch, ob es wirklich eine Art „Katze“ gibt die oben lauert und der man besser gefallen sollte oder ob es doch ein eher barmherziges Wesen ist, das einen liebt und einem verzeiht. Ich hoffe es dauert noch lange bis ich das beantwortet bekomme. Ich will mich ja nicht schon so früh von Vietnam verabschieden, dafür ist noch viel zu viel zu sehen und zu lernen.
Hanoi – er ist wieder da!
Bekanntlicherweise kommt ja das Beste zum Schluss und obwohl das bereits erlebte ganz schlecht zu toppen ist, war es doch möglich. Wir holten nämlich Joe vom Flughafen ab. Ich habe in den letzten Tagen so viel von ihm gehört und auch die ganze Weihnachtsfeier richtet sich nach ihm und jetzt ist er wirklich da. Das ist schwer zu realisieren. Joe ist eigentlich ein gewöhnlicher 21 Jahre alter Mann, der nur durch seine Dreadlocks und seine Körpergröße hier in Vietnam auffällt. Er hat aber so viel für die Kinder hier getan. Genau wie bei der Tempelanlage interessieren sich nicht Massen von Personen für ihn und er ist nicht weltweit berühmt, aber das ist okay, denn die Leute die ihn kennen denen bedeutet er viel und für die ist er auch unersetzbar. Das zeigt, dass eben auch kleine Lichter unglaublich hell leuchten können.