„Ich bin ziemlich groß und ich bin ziemlich breit,
hab ein ziemlich kantiges Kinn.
Man sieht mir schon von weitem an,
dass ich kein Weichei bin.“ (Farin Urlaub – Hart)

 

Hallo meine lieben Freunde,

den heutigen Tag haben wir wieder in Cao Bằng verbracht. Morgens sind wir wieder los und haben uns (ich frage mich der wievielte das schon ist) einen Markt angesehen. Dort haben wir auch leckeren sticky rice gegessen. Der wird in einem Bambusrohr transportiert, das röstet man dann über dem Feuer und wenn er fertig ist, schält man das Rohr und kann den schön warmen Reis essen.

Wir sind dann weiter zu einem kleinen Dorf. Wenn man langsam in das Dorf herein geht, hört man überall ein rhythmisches „Kling, Kling, Kling“. Dieses Dorf ist nämlich für seine handgeschmiedeten Werkzeuge (hauptsächlich Messer) bekannt. Wenn man dann weiter geht sieht man auch viele Menschen, die gerade am schmieden sind. Meistens sind es zwei Personen, die abwechselnd mit Hämmern auf das Metall einschlagen. Nach einigen Schlägen wird es geprüft und kurz in die Flamme gehalten und dann weiter mit dem Metallhammer bearbeitet. Das ist vielleicht ein Knochenjob! Alleine nur ein so ein Messer fertig zu machen dauert ewig und man muss teilweise bis zu 8 Stunden am Tag auf das Eisen einschlagen. Wenn also jemand mal Aggressionen auslassen möchte, würde ich dieses Dorf empfehlen. Ich habe mich gar nicht getraut alleine den Hammer aufzuheben, da ich mich wahrscheinlich alleine schon damit lächerlich gemacht hätte. Ihr dürft jetzt aber nicht denken, dass in diesem Dorf nur Muskelprotze leben. Die Einwohner hier sind genauso zierlich und klein wie in ganz Vietnam. Da wiegt wahrscheinlich schon der Hammer mehr, als die Person, die ihn schwingt. Auch hier wurden wir von einer Familie zum Tee eingeladen. Es sind Bekannte von Jürgen und schon die vorherige Volontärin hat diese Familie besucht (es hängt auch ein gemeinsames Bild im Wohnzimmer). Eine Bekannte kann auch Englisch und wir haben uns nett mit ihr unterhalten. Sie ist super freundlich und lacht sehr viel. Später kamen dann auch ihre Mutter und ihre Tochter (sie selbst ist aber erst 23!) vom Markt wieder. Die Großmutter ist ein Mitglied der Nùng (das ist eine der vielen Minderheiten in Vietnam), was man gut an ihrer Kleidung erkennen kann. Nùng tragen schwarze oder dunkelblaue Klamotten und die Frauen tragen meistens eine Haube auf dem Kopf. Das sind aber keine Klamotten, die sie mal so nebenan im Einkaufzentrum gekauft hat, nein sie macht ihre Klamotten selbst. Damit meine ich, dass sie nicht nur selbst näht, sondern auch den kompletten Stoff, die Nadeln, die Farbe und den Garn alles selbst macht. Wie? Ich habe keine Ahnung. Vor allem habe ich keine Ahnung, wie sie die Zeit dafür findet. Sie hilft ja auch beim Enkelin hüten, Maniok draußen trocknen, beim Kochen, Aufräumen und Tiere versorgen. Wenn man hier lebt, dann muss man immer in der Familie mithelfen. Man gehört einfach zusammen und man arbeitet dann auch zusammen (nur weil ich das erwähne, heißt jetzt aber nicht, dass ich das dann zu Hause auch einführe…sorry Mutter 🙂 ).

Wir haben uns dann auch ein bisschen in dem Dorf umgesehen und man hört wirklich an jeder Ecke das Klingen der Hämmer. Außerdem schien Waschtag zu sein, da sehr viele am Klamotten waschen waren. Wir haben auch ein junges Mädchen (so 8-10 Jahre) gesehen, die mit Gummisandalen im eiskalten Wasser stand und Klamotten wusch. Wie sie das nur aushalten kann – ich habe keine Ahnung. Die Leute, die hier leben sind unglaublich zäh und abgehärtet, was dann allerdings im kompletten Widerspruch zu ihrer offenen, freundlichen und lustigen Art ist. Trotz der schwierigen Arbeit, können sie immer wieder Lachen. Es ist ja nicht nur das Hämmern und das Waschen, man sieht auch oft Personen auf den Feldern, die entweder mit einer Hacke oder mit einem Büffel und einem Pflug die Felder umgraben. Ich kann dann auch durchaus verstehen, warum so viele junge Leute vom Land in die Städte flüchten. Dort bekommen sie mehr Geld für eine einfachere und sicherere Arbeit. Das große Problem ist, dass normalerweise die Kinder sich um die Eltern kümmern, wenn diese dann nicht mehr arbeiten können. Wie das dann gehen soll, wenn die Kinder weggezogen sind – ich habe schon wieder keine Ahnung.

Es gibt aber auch das komplette Gegenteil. Einige Minderheiten wollen gar nichts mit der modernen Welt zu tun haben und schotten sich von den anderen vollständig ab. Diese Lebensart ist aber nur noch sehr wenig verbreitet.

Wir sind dann nach dem Tee weitergefahren durch den Steinpass. Der hat diesen Namen bekommen, da öfter Steine von den riesigen Bergen ins Tal rollen. Damit die dann bei der Feldarbeit nicht stören, werden sie klein geschlagen und zu Begrenzungsmauern aufgestapelt. In einem der Berge ist auch die Tigerhöhle. Wie ihr euch bereits denken könnt, lebten dort damals Tiger. Leider wurden die im Laufe der Zeit ausgerottet. In der Höhle kann man aber nun fast ganz Vietnam symbolisch dargestellt sehen. Ich warne euch aber vor, man braucht eine Menge Fantasie! Die habt ihr aber natürlich und deshalb habt ihr auch kein Problem, die Grenze zu China, einen Beschützer vorm Bösen, das Böse, einige Personen (z.B. Soldaten), verschiedene Reisfelder, die Ha Long Bucht, die chinesische Mauer, das Monster/der Drachen, die (falschrume) Lotusblüte, das Fließenmuster, den „Silvertree“, die Wasserfälle, die Kanzel, die Pfotenabdrücke von Tigern, die zwei Elefanten und den Hund zu erkennen. Viel Spaß beim Suchen!

Erst haben wir uns die symbolischen Wasserfälle aus Stein angesehen und dann ging es weiter zu den echten Wasserfällen. Die sind sehr bekannt (einige unserer vietnamesischen Freunde waren auch schon dort) und dementsprechend waren auch mehr Touristen zu sehen. Auf die achtet man eh nicht, da man nur die Wasserfälle anstarrt. Die sind nicht nur unglaublich groß und unglaublich viele, sondern auch echt richtig schön. Hier kann man richtig schöne Urlaubsfotos und auch Hochzeitsfotos machen. Was man hier auch sehen kann, ist eine Art Kleinkrieg zwischen Vietnam und China. Die Wasserfälle liegen nämlich direkt an der Grenze und das bedeutet ich war an dem Tag nicht nur in Vietnam, sondern auch in China unterwegs. Der Kleinkrieg begann damit, dass die Vietnamesen eine Brücke zu den Wasserfällen gebaut haben, China hatte das aber nicht genehmigt, also musste dir Brücke wieder abgerissen werden. Dann hat Vietnam eine große Pagode in der Nähe der Wasserfälle gebaut. Chinas Antwort darauf war ein riesiges Hotel, ebenfalls in der Nähe der Wasserfälle. Beides wird nicht besucht und verrottet jetzt langsam vor sich hin. Dann wollte China, dass Vietnam die Grenze mit einem Grenzstein sichtbar macht. Vietnam tat brav wie befohlen, schrieb aber auch beide Seiten des Grenzsteins Vietnam und nicht einmal China und einmal Vietnam. Dann ging es immer weiter so hin und her und wer genau wie damit angefangen hat weiß jetzt niemand mehr.

Damit war auch schon der zweite Tag vorbei und wir waren am Ende fix und fertig. Ich erlebe und lerne hier so viel, wie in meinen ganzen 12 Jahren Schulen zusammen und es macht mir sogar Spaß! 🙂