„wirklich IN für alle Zeit‘
sind Liebe und Frieden auf der Welt “ (die ärzte – Gabi und Uwe in Liebe und Frieden)
Hallo meine lieben Freunde,
ich versuche euch mal so geordnet und verständlich wie möglich zu beschreiben, was wir in den letzten Tagen so erlebt haben. Das ist gar nicht so einfach, da es wirklich sehr viel war.
Unsere Reise begann schon um 6:00 Uhr morgens und es ging zunächst nach Lạng So’n. Auf dem Weg dorthin haben wir kurz Halt gemacht, um Banh Nho einzukaufen. Das ist eine Art Knäcke-Fladenbrot, das für genau diese Region typisch ist. Wir sind dann knabbernd und bröselnd weiter gefahren zu der sogenannten „Höhle der heiligen Wassers“.
In dieser Höhle haben sich während dem Vietnamkrieg hunderte von Vietnamesen vor den Amerikanern versteckt. Einer der Hauptgründe warum so viele Menschen dort überleben konnten ist, dass von der Decke klares und trinkbares Wasser tropft. Mittlerweile wird das von einer roten Lotusblume aus Stein aufgefangen. Man muss sich mal überlegen, wie viele Menschenleben von diesem Wasser bzw. dieser Höhle an sich abhängig waren. Es wurden ja auch mehr Menschenleben, da in der Zeit auch dort in der Höhle Kinder geboren worden sind. Für mich ist das unvorstellbar – mit so vielen fremden Menschen zusammen auf engsten Raum zu leben, auf Steinboden zu schlafen, im Winter erbärmlich zu frieren und dauernd Angst zu haben doch entdeckt zu werden. Einige Gedenktafeln am Eingang der Höhle erinnern einen auch beim Eintreten schon an diese Zeit du der Höhle wird für ihren Schutz gedankt. Das Einzige, was den Menschen hier Hoffnung gegeben hat, war ihr Glauben. Aus diesem Grund gibt es auch eine große Buddha Statue, die sehr gut versteckt (damit die Amerikaner sie nicht zerstören) in den Stein der Höhle gehauen wurde. Es hat lange gedauert, bis man sie hinter einer Steinwand gefunden hat. Außerdem ist auch schon der ganze Höhleneingang sehr gut versteckt. Anfangs konnte man fast gar nicht erkennen, dass da überhaupt eine Höhle ist, da der Eingang so stark von Schlingpflanzen bewachsen war. Erst als die weggeschlagen wurden, konnte man die Höhle dann betreten. Es gibt aber mittlerweile noch mehr Eingänge, damit auch mehr Tageslicht einfällt und damit sich Touristen dann auch die Umgebung von Aussichtspunkten aus ansehen können. An der Wand von einem dieser Aussichtspunkte steht auch das vietnamesische Wort für Frieden. Allerdings wurde das bereits im Jahre 1976 dort hingeschrieben. Links und rechts davon kann man auch Einschusslöcher erkennen, die von amerikanischen Kampfflugzeugen stammen, die über das Gebiet geflogen sind. An diesem Aussichtspunkt ist auch eine kleine Gebetstelle. In diesem Gebiet wird sehr viel Tabak angebaut und deshalb werden an dieser Gebetstelle nicht nur Räucherstäbchen, sondern auch Zigaretten verbrannt. Außerdem wisst ihr ja bereits, dass Rauch praktisch das Transportmittel von Wünschen und Grüßen an die Verstorbenen ist.
Wie bereits erwähnt spielte bereits damals der Glauben eine sehr große Rolle im Leben der Menschen, also gibt es auch zu dieser Höhle noch eine buddhistische Legende. Diese besagt, dass ein damaliger König nicht in den Krieg ziehen sollte, da man ihn ja als Anführer im eigenen Land gebraucht hat. Der König jedoch wollte sein Volk auch im Krieg persönlich unterstützen und kämpfte an der Seite seiner Soldaten mit. Am wenigsten begeistert davon war seine Ehefrau, die schon befürchtete, dass er nicht wieder kommen würde. Ihre Befürchtung bewahrheitet sich und sie blieb alleine mit ihrem Neugeborenen zurück. Die Witwe konnte mit dem Verlust nicht leben und wollte sich selbst mit ihrem Kind dann die Klippen herunter stürzen. Sie stand schon an der Schwelle zum Abgrund, da erschien ihr ein Buddha. Dieser wollte ihren Tod verhindern und um ihr die Schmerzen zu nehmen, versteinerte er sie. Genau diesen Stein kann man dann vom Aussichtspunkt aus auf der gegenüberliegenden Felswand sehen. Man nennt ihn auch das „Denkmal der ewigen Liebe“. Romantisch oder?
Wir sind dann weitergefahren und haben ein ehemaliges Kriegsgefängnis besichtigt. Das ist ebenso versteckt gewesen, wie die Höhle und die Räume innen erinnern auch an die dunklen, unbequemen und tristen Steinwände. Hier lebten dann aber keine Vietnamesen, sondern Amerikaner. Es waren auch sicherlich nicht so wenig, da insgesamt 12 kleine Gefängnisse dort stehen. Die Gefangenen wurden von den Vietnamesen dann wieder an Amerika zurück getauscht. Unwichtigere amerikanische Kriegsgefangene wurden oft gegen vietnamesische Kriegsgefangene eingetauscht, die wichtigeren wurden jedoch (welche Ironie) gegen amerikanische Waffen. Genau wir bei der Höhle kann man hier auch Gebetstellen finden und ja, die sind für die amerikanischen Soldaten aufgestellt. Die Vietnamesen sind der Meinung, dass auch ihre Feinde, die ja genauso wie sie selbst im Krieg ihr Leben gelassen haben, das verdienen. Ich finde, dass das eine sehr noble Geste ist. Unterwegs haben wir auch noch mehr Gedenkstätte für amerikanische Soldaten gesehen.
Am Abend sind wir dann in Cao Bằng angekommen. Wir haben dort noch den Abendmarkt besichtigt und sind dann schnell schlafen gegangen. Nachdem man so viel erlebt und gelernt hat braucht man viel Schlaf. So und dann liegt man in einem super weichen Bett, einem ist warm, man hat genug zu essen und zu trinken, man hat keine Schmerzen und trotzdem kann man nicht ruhig einschlafen. Daran merkt man einfach, dass es einem doch Nahe geht solche Geschichten zu hören und vor Allem auch die dazugehörigen Orte zu sehen. Dafür braucht man auch nicht eine persönliche Verbindung zu irgendeinem Krieg auf der Welt und man muss auch nicht direkt davon betroffen sein, man muss nur ein Mensch sein, der wenigstens noch ein kleines Fünkchen von Empathie in sich hat. Ich bin mir sicher, dass ihr meine lieben Freunde auch genau zu diesen Menschen gehört.